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Koalition vereinbart

■ Lebed einigt sich in Tschetschenien mit Rebellen auf Koalitionsregierung

Moskau (dpa/AP) – In der Kaukasusrepublik Tschetschenien soll eine Koalitionsregierung unter Beteiligung der von Moskau eingesetzten Führung und der Rebellen gebildet werden. Darauf einigten sich nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Interfax der russische Sicherheitsberater Alexander Lebed und der Militärführer der Rebellen, Aslan Maschadow, gestern bei einem erneuten Treffen im südtschetschenischen Nowyje Atagi. In die neue Führung werden nach Angaben der Rebellenführung zwei Mitglieder der prorussischen Führung von Doku Sawgajew eintreten. Nähere Angaben wurden zunächst nicht gemacht.

Lebed war fünf Tage nach dem Friedensschluß gestern morgen erneut zu einem zweitägigen Besuch in Tschetschenien eingetroffen. Ziel seiner Reise sei es, auf die Einhaltung und buchstabengetreue Erfüllung des Neun-Punkte-Friedensabkommens hinzuwirken, zitierte die Moskauer Nachrichtenagntur Itar-Tass den Tschetschenienbeauftragten des russischen Präsidenten Boris Jelzin. Dazu gehöre vor allem, den stockenden Gefangenenaustausch in Gang zu bringen und den russischen Truppenabzug zu überwachen.

Lebed erklärte nach seiner Ankunft, der Friede in der Kaukasusrepublik habe viele Feinde. Der Exgeneral wies warnend darauf hin, daß es etliche Personen gebe, die den Friedensprozeß unterminieren könnten. Erstmals begrüßte auch der russische Präsidentenberater Anatoli Tschubais den Verhandlungserfolg Lebeds. „Das Wichtigste ist das Ende der Kämpfe“, sagte Tschubais. Tschubais erklärte aber, daß Rußland ein eigenständiges Tschetschenien nie dulden werde. Die einseitige Unabhängigkeitserklärung des Landes jährt sich heute zum fünften Mal.

Unterdessen schlossen sich in Rußland gestern drei Parteien mit dem Ziel zusammen, Sicherheitsberater Alexander Lebed bei der nächsten Präsidentenwahl zu unterstützen. Einer der Parteigründer, Dmitri Rogosin vom Kongreß Russischer Gemeinden (KRO), spielte auf die Gerüchte um den Gesundheitszustand von Präsident Boris Jelzin an, indem er „allen Politikern die beste Gesundheit“ wünschte. „Falls aber eine Situation eintreten sollte, die eine Präsidentenwahl erforderlich macht, wissen wir zweifellos, was dann zu tun ist“, fügte er hinzu. Die neugegründete Partei mit dem Namen Wahrheit und Ordnung will nach eigenen Angaben demnächst Alexander Lebed zu ihrem Vorsitzenden wählen.

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