piwik no script img

Wirtschaft soll wachsen

■ OECD prophezeit für Deutschland ein Plus von 2,4 Prozent für 1997

Bonn/Wiesbaden (AFP/dpa) – Die Konjunktur in Deutschland wird nach Einschätzung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in den nächsten Monaten wieder an Fahrt gewinnen. In ihrem jüngsten Jahresbericht für Deutschland sagt die Spitzenorganisation der wichtigsten Industrienationen ein Wachstum von 2,4 Prozent für 1997 voraus. In diesem Jahr soll das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,5 Prozent ansteigen.

Die Wachstumsraten reichten aber nicht aus, um die hohe Arbeitslosigkeit merklich abzubauen, sagte der Bonner OECD-Leiter Dieter Menke. Die Arbeitslosenzahl werde bei etwa vier Millionen bleiben. Erhebliche Zweifel äußert die OECD daran, daß Deutschland 1997 die Stabilitätskriterien für die einheitliche Eurowährung fristgerecht erfüllen kann. Die Bundesregierung wertete die OECD-Einschätzungen als Bestätigung für ihren Kurs.

Einem dauerhaften Aufschwung stehen nach OECD-Meinung aber „tiefreichende Strukturprobleme in Zusammenhang mit der Kostenstruktur der deutschen Wirtschaft“ entgegen. Ein „Übermaß an Regulierung“ und der Anstieg der Löhne, Steuern und Sozialabgaben habe die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigt. Die OECD empfiehlt daher Reformen vor allem im Steuer- und Sozialsystem wie die Kürzung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall.

Das Statistische Bundesamt gab gestern positive Konjunkturdaten für das zweite Quartal 1996 bekannt: Das Inlandsprodukt wuchs gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 1,2 Prozent. In den ersten drei Monaten des Jahres waren es lediglich 0,2 Prozent gewesen. Für die erste Jahreshälfte ergibt sich dadurch ein Wachstum von 0,7 Prozent – im Osten wie im Westen. Allerdings mahnten auch die Wiesbadener Statistiker, daß der Aufschwung auf wenigen Säulen steht, vorwiegend dem Export. Die private und die staatliche Nachfrage hingegen dürften sich kaum positiv entwickeln.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen