Mehr Stellen für Behinderte

■ Neue Gesellschaft will Arbeitsplätze aufspüren und betreuen

Frühförderung, vier Jahre integrativer Kindergarten und Besuch einer kooperativen Schule in Findorff: Nur so konnte der geistig behinderte Sohn von Günther Hoffmann seinen „Platz in der ganz normalen Realität finden“, versichert sein Vater. Damit diese Integration auch im Arbeitsleben weitergeht, haben die beiden Vereine „Selbstbestimmt Leben“ und die „Lebenshilfe Bremen“ jetzt eine „Gemeinnützige Gesellschaft für unterstützte Beschäftigung“ (GUB) gegründet. Die GUB will behinderten Menschen freie Arbeitsplätze in Bremer Unternehmen vermitteln – als Alternative zur betreuten „Werkstatt Bremen“ und dem Berufsfortbildungswerk.

In Bremen schrecken immer noch zu viele Arbeitgeber davor zurück, behinderte Menschen einzustellen, kritisiert Horst Frehe vom Verein „Selbstbestimmt Leben“. Laut Gesetz sind Betriebe über 16 Beschäftigten verpflichtet, sechs Prozent ihrer Arbeitsplätze mit behinderten Menschen zu besetzen. Doch zu viele kaufen sich frei, mit der vorgeschriebenen Ausgleichsabgabe von 200 Mark im Monat. „Bremer Betriebe stellen nur vier Prozent ihrer Plätze zur Verfügung“, weiß Frehe, „und der Öffentliche Dienst glänzt auch nicht mit den besten Quoten.“ Statt lästiger Pflichten aber will die GUB jetzt eine neue Bereitschaft bei den Arbeitgebern wecken: Ein Job-Coach soll dem Behinderten am neuen Arbeitsplatz zur Seite stehen und Probleme mit Vorgesetzten und Kollegen lösen helfen. Außerdem will die GUB Arbeitslücken in Betrieben aufspüren. „Denn die Arbeitgeber haben immer gesagt, sie hätten keinen Platz und keine Zeit“, erklärt Gerhard Iglhaut, Geschäftsführer von der „Lebenshilfe Bremen“.

Vorbild der GUB ist die Hamburger Arbeitsassistenz, die bereits seit vier Jahren auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt aktiv ist und neue Jobs vom Tischservice in Restaurantketten bis zum Tankwart oder Autowäscher in Tankstellen aufspürte. „In Hamburg haben sich die Vorbehalte gegen Behinderte schon deutlich gelegt“, weiß Horst Frehe. Damit die behinderten Menschen nicht als billige Arbeitskräfte ausgenutzt werden, soll der Job-Coach als ständiger Ansprechpartner da sein.

Jetzt muß die GUB bei Bremer Unternehmen Klinken putzen gehen und auf finanzielle Unterstützung vom Arbeits- und Sozialressort sowie der Bundesanstalt für Arbeit hoffen. Horst Frehe kalkuliert jedoch schon Bundesmittel ein, die durch eine neue Rechtsverordnung aus Bonn für ambulante Rehabilationsdienste frei werden. Rund 1.000 behinderte Menschen sitzen bereits in den Startlöchern, schätzt Frehe: „Sie warten hochmotiviert darauf, daß es endlich losgehen kann.“ kat