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Mehr Mut als Puder im Koffer

■ „BücherFrauen“-Lesung: „Frauen in aller Herren Länder“

In die Karibik oder wenigstens –mal ins Sauerland. Aber ach, während allein der Gatte im 18. und 19. Jahrhundert nach draußen in die Welt zog oder wenigstens zur Arbeit ging, dann ermattet von den Schlachtfeldern seines Geistes und dem Kampf um eine bürgerliche Weltordnung zurückkehrte, oblag es der Frau, ihm Blumen auf den steinigen Weg zu streuen oder mit dezenter Hausmusik die schweren Gedankenwolken des Müden aufzuhellen. Waren Gatte und Haushalt tiptop versorgt, die weiblichen Gedanken endlich frei, zogen die Frauen mit einem Reiseroman aus der Feder kühner Welterforscherinnen in die Gartenlaube und bald, wenigstens imaginär, aus der häuslichen Enge in weite Ferne.

Von diesen Globetrotterinnen wußte am vergangenen Montag Elvira Willems in ihrer Lesung Frauen in aller Herren Länder nicht nur Anekdotisches, z.B. über skurrile Reisebedingungen, zu berichten. Die Sachbuchlektorin spannte ihre Portraits berühmter Welterforscherinnen auch in den Kontext einer weiblichen Kultur- und Sozialgeschichte ein. So waren Expeditionen, ob als Missionarin oder Künstlerin, auch ein Ausbruch aus dem heimatlichen Konventionskorsett. Sich frei Bewegen in männlicher oder weiblicher Begleitung, zu Schreiben oder Malen, das ging oft nur weit entfernt vom heimatlichen Kleingeist. Und wenn die dauerreisende Mary Kingsley um 1890 schreibt, daß Krokodile nur dann eine „pittoreske Landschaftsverschönerung“ darstellen, wenn sie vom sicheren Dampfer aus bestaunt werden, spiegelt das nicht nur die Gefahren solcher Unterfangen wider, sondern ist zu gleich auch Desillusionierung aller frustrierten, daheimbleibenden Gattinnen, die sich nach Lektüre dieser heißbegehrten Reiseschriften die Fremde in allzu schwelgenden Farben ausmalten. big

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