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Baufirma Interhomes: Wir prüfen, prüfen ... prüfen...

■ Interhomes will im Hansetor vorerst nicht zahlen

Ungewißheit plagt die BewohnerInnen im Hemelinger Neubaugebiet „Hansetor“. Bereits vor Monaten wurde bekannt, daß ihre neuen Häuschen auf verseuchtem Boden stehen. Nicht nur dürfen die Kinder der frischgebackenen Eigenheimbesitzer wegen Gesundheitsgefährdung nicht mehr im Garten spielen; ein erstes staatliches Gutachten empfiehlt vielmehr die Sanierung von mehr als 25 Prozent der Neubaufläche. Noch allerdings ringen Behörden und Bauträger zäh darum, wer die Sanierungsfälle bezahlen soll. Die taz sprach mit einer Mitarbeiterin der Baufirma Interhomes

taz: Frau Mattfeld-Luehsen, die Situation der gutgläubigen HauskäuferInnen im Hansetor beschäftigt die Öffentlichkeit seit Monaten. Warum beruhigen Sie nicht die gutgläubigen GrundstückserwerberInnen mit der Klarstellung, daß Sie seitens der Baufirma für die Risiken durch die Bodenbelastung aufkommen?

B. Mattfeld-Luehsen, Firma Interhomes: Die Firma Interhomes hat auf der Grundlage von Bescheinigungen der Stadtgemeinde Bremen vom August und September 1989 und den auflagenfreien Baugenehmigungen das Bauvorhaben im Vertrauen auf diese Erklärungen realisiert.

Sie haben damals den Käufern gegenüber nicht auf Risiken hingewiesen, im Gegenteil: Sie haben versichert, der Boden sei in Ordnung. Meinen Sie nicht, daß Sie moralisch in der Pflicht sind?

Die wissenschaftlichen Ergebnisse des INFU-Institutes der Universität Dortmund waren Grundlage unserer Erklärungen. Eine Vereinbarung mit der Stadt über Nutzungseinschränkungen existiert nicht.

Es gibt ja jetzt ein neues Gutachten, das hat die Notwendigkeit einer Sanierung von einem knappen Viertel aller Anwesen ergeben. Wer ist Ihrer Ansicht nach für die Sanierungskosten verantwortlich?

Das jetzige Gutachten stellt auf Zwischenergebnisse ab, diese müssen gewichtet werden. Geprobt wurde bisher aber nur der Oberbodenbereich. Die Firma Interhomes hat die Gärten im Baugebiet nicht angelegt. Dieses gehört nicht zu unserem Lieferumfang. Eine Belastung im Oberbodenbereich ist insoweit für die Firma Interhomes unerklärlich.

Interhomes hat die Kostenübernahme bislang unter Hinweis auf das eigene frühere Gutachten zurückgewiesen. Die Bodenproben für das Interhomes-Gutachten hat allerdings Interhomes teilweise selbst gezogen. Muß die Seriösität dieses Vorgehens nach dem jetzt vorliegenden staatlichen Gutachten nicht angezweifelt werden?

Nein. Da das Projekt nur von Gutachtern unter teilweiser Beteiligung der Stadtgemeinde Bremen vorbereitet wurde.

Erwägen Sie Schadensersatzansprüche gegenüber Ihrem früheren Gutachter?

Wir prüfen den Tatbestand der Amtspflichtverletzung gegenüber Genehmigungsbehörden und dem Gutachter.

Was empfehlen Sie Ihren KundInnen im Hansetor?

Gemeinsam an Lösungen mitzuwirken.

Fürchten Sie nicht um den guten Ruf der Baufirma?

Ganz bestimmt und dagegen werden wir uns auch wehren, soweit dieses nicht bereits geschehen ist. Fragen: Eva Rhode

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