: Für SchülerInnen von übermorgen
■ Zurückgehendes Interesse an den Fächern Chemie und Physik / DidaktikerInnen haben wenig Hoffnung
Viele erinnern sich mit Grausen: unübersichtliche Formeln und mißlingende Experimente – das war der Physikunterricht; stinkende Vorführungen und nicht minder unübersichtliche Formeln – das war die Chemie. Kein Wunder, daß die SchülerInnenzahlen in beiden Fächern zurückgehen. Das ist eines der Themen bei der Tagung der „Gesellschaft für Didaktik der Chemie und Physik“ (GDCP), die noch bis zum Donnerstag in der Bremer Uni stattfindet. Thema der Veranstaltung: „Lernformen - Gegenstand fachdidaktischer Forschung“.
Damit die Vorschläge der DidaktikerInnen auch Anklang finden wurden VertreterInnen der Bildungsbehörde eingeladen, damit sie vielleicht einige der Ideen umsetzen. Dies wäre der GDCP wichtig, da die Bildungsbehörden – so die stetige Klage – bisher „von oben herab“ Maßnahmen erlassen, die oft keine didaktische Intention hätten, sondern der Einsparung von Kosten dienen. Diese wollen z.B. die Fächer Chemie, Physik und Biologie zu dem Fach Naturwissenschaften zusammenfassen. Die Stundenzahlen können so gesenkt und Lehrkräfte eingespart werden.
Doch wer erwartet hatte, die DidaktikerInnen kämen nun mit brennend neuen Vorschlägen für den Unterricht in die Öffentlichkeit, der sah sich getäuscht. Fachspezifisch besser geschultes Personal, aktuelle Schulbücher und neue Schulmaterialien, stärkerer Einsatz von Computern und mehr Praxisbezug – das sind die Forderungen des Kongresses. Dazu wären aber auch die LehrerInnen gefordert, ihren Unterricht auch tatsächlich praxisnäher zu gestalten, zum Beispiel mit dem Thema „Berufsperspektiven der Physiker/Chemiker“ oder mit umweltorientierten Unterrichtsthemen. Bis zur Realisierung der Vorschläge sei es allerdings meist ein langer Weg, hieß es gestern zum Kongreßauftakt. Das käme erst „den SchülerInnen von übermorgen“ zugute – wenn überhaupt. Denn die GDCP hat kaum Einfluß auf die Gestaltung der Lerninhalte. Bestenfalls bei der Erstellung von Fachbüchern haben einige GDCP-Mitglieder als Autoren Mitsprachemöglichkeit. wie
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