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■ Urdrüs Wahre KolumneBatman Ulli als Gartenzwerg

Kamerad Schorse von Bock und Polach! Als Vizesekretär des anarchistischen Weltbundes (Sektion Niedersachsen/Bremen) bezeuge ich Dir höchste Anerkennung für Deine Kampagne gegen die bürgerliche Justiz. Verzeihe Dir im Nachhinein gern, daß Du gegen mich so engagiert ermittelt hast, denn schließlich war es nur im Windschatten dieser Geschäftigkeit möglich, die Verfahren gegen die Genossen von der Bewegung 3.Oktober im Schreibtisch niederzuschlagen. Betrachte dies bitte als ganz persönliche Einladung zu meinem Saisonstart am 4.Oktober in der GaDeWe: Ein Benefiz-Abend des Kabaretts der Literarischen Gewalttätigkeiten für Dich ist in Planung. Parole Durutti! Die Lust am Chaos ist eine schöpferische Kraft...

Menschen, die ich überhaupt nicht leiden kann, geben in der „Zeit“ folgende Annonce in erkennbar erbschleicherischer und sklavenhalterischer Absicht auf: „Liebe Oma, Dein Kapital ist Deine Weisheit, unser Kapital ist Jugend und viel Vitalität und Hoffnung. Wir haben unser Schwarzwälder Traumschlößchen gefunden und Dir in Gedanken bereits einen Platz in unserer Familie eingeräumt. Wollen wir unsere Talente zusammentun und beide gewinnen? Du solltest lebensfroh, humorvoll fetzig sein und Dich von der Vitalität unserer Kinder (2-12) anstecken lassen. Wenn unsere Familienkonferenz Dich OK findet, bekommst Du das Prädikat cool und bist in unsere Familie aufgenommen!“ Bleib cool, Oma. Die Nachtigall, die hören wir auch ohne Hörrohr trapsen!

Das Gerhard Marcks-Haus und der Bremer Presseclub feiern in dieser Woche ihr 25-jähriges Bestehen, Niedersachsen wird 50 und die taz Bremen 10 Jahre alt. Ohne unbedingt einen Zusammenhang zwischen diesen Ereignissen konstruieren zu wollen, darf doch nicht unerwähnt bleiben, daß Freddy Quinn seinen 65.Geburtstag begehen kann. Im Rat & Tat-Zentrum aber, da ignoriert man das natürlich wieder! Happy birthday, Junge. Komm bald wieder.

Liebe taz! Wie ich der geschätzten Heimatzeitung entnehmen kann, hat das Bremer Landgericht ein Urteil gegen ein respektables Mitglied des respektablen Anti-Rassismus-Büros zu Bremen kassiert, wonach dieses Volksverhetzung gegen Polizisten betrieben habe, die zum Brechen reizen. Und bitte ich doch darum, vergesslichen LeserInnen wie mir mitzuteilen, ob der dadurch mit dem Kainsmal fragwürdiger Rechtspflege tätowierte Amtsrichter am Ende Friedrich Wulff hieß. Das würde mich aber freuen!

Müllabfuhr ist bei uns in der Kleinstadt am Donnerstag, und natürlich wimmelt es dann an den Straßen von gelben und grünen Säcken. Und neben einem solchen Sack entdecken wir eine liebenswerte Familie von Gartenzwergen, deren Chef statt der ursprünglich wohl in der tönernen Hand befindlichen Angelrute ein Schild mit der Inschrift trägt: „Wir sind wegen Platzmangels zu verschenken“. Und natürlich ist es für uns eins, diese Aufforderung zu sehen und die Zwergensippe zu adoptieren, doch da haben wir die Rechnung ohne eine Passantin gemacht, die nunmehr die Gnome in ihr Einkaufsnetz aufnimmt und uns bitterbös zuzischelt: „Sie wollen die Zwerge ja nur aus Albernheit, und bei mir haben die es richtig gut!

Traurig der Mensch, der sich so im Tiefsten seines Herzens mißverstanden sieht und am selben Tag in einer Pressemitteilung von der Kölner Gartenfachmesse lesen muß, daß dort als Neuheit jetzt Batman als Gartenzwerg bzw. Gartenzwerg als Batman ausgestellt wird. Wir aber werden nicht ruhen, bis auf der Hafa Ulli Nölle und Hartmut Perschau als Gartenzwerg-Pärchen „Dr. Jekyll & Mr. Hyde“ auf dem Rücken einer großen Weinbergschnecke aus Gips ihre Schleimspur in die Zukunft ziehen.

Wie sehr sich Bremerhavener inzwischen trotz Scorpions ihrer Vaterstadt schämen, konnte ich am vergangenen Wochenende an der Rezeption des Holiday Inn im Nordsee Tropen Ressort Tossens erleben, wo ein Gast beim Einchecken als Wohnort „Lehe“ angab und zutiefst errötete, als die nette Budjadingerin am Counter darauf souverän erklärte: „Lehe, das is Bremerhaven, nich?“

Ulrich Reineking-Fürstentreu

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