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Häckseln oder mähen?

■ Brandenburger Pilotprojekt hat neue Erntetechnik entwickelt: Schon auf dem Feld entscheidet sich die Weiterverarbeitung

Mit dem Anbau von Nutzhanf ist Bauer Jörg Engwicht von der „Agrargenossenschaft Uckerland“ in Gerswalde vollauf zufrieden. „Die Hanfpflanze ist äußerst robust und durch den regenreichen Sommer gut gewachsen“ – auch ohne Pestizide gegen verfressene Schädlinge.

Die Agrargenossenschaft Uckerland ist eines von vier Brandenburger Unternehmen, die sich zusammen mit vier wissenschaftlichen Instituten in dem Pilotprojekt „Zum Anbau und zur Verwertung von Nutzhanf“ zusammengeschlossen haben. Das von der Landesregierung Brandenburg geförderte Hanfprojekt hat ein Investitionsvolumen von 280.000 Mark – 28 von insgesamt 97 Hektar Hanf, die dieses Jahr auf märkischen Äckern angepflanzt wurden, gehören zu dem Projekt. Doch trotz der öffentlichen Unterstützung gibt es auch in Brandenburg Probleme bei der Weiterverarbeitung. Bauer Engwicht sagt, er wisse schon, wie er die Pflanzen vom Feld bekäme – allein das sei nur die halbe Lösung des Problems: Denn schon mit der Erntemethode entscheide sich, wie die Pflanze weiterverwendet werden könne. Eine Frage, auf die im Rahmen des Projektes durch die Forschung der landeseigenen „Lehr- und Versuchsanstalt für Integrierten Pflanzenbau“ in Güterfelde in Zusammenarbeit mit dem „Institut für Technik in der Pflanzenproduktion“ der Humboldt- Universität Berlin eine Antwort gefunden werden sollte. Die Forschungsergebnisse wurden am Donnerstag vergangener Woche in Anwesenheit des brandenburgischen Landwirtschaftsministers Edwin Zimmermann im praktischen Einsatz auf dem Gelände der Güterfelder Versuchsanstalt präsentiert. Im durchdringenden Nieselregen wurden dem frierenden Publikum drei Erntemethoden vorgeführt.

Bei der Feldhäckselung werden die Pflanzen ganzstielig von der Maschine aufgenommen, gebrochen und zerkleinert. Zum Abtransport gesammelt wird die gehäckselte Grünmasse durch einen nebenherfahrenden Traktor. Problematisch hierbei ist, daß sich die Grünmasse schlecht trocknen läßt und Faser- und Schäbenanteile der Pflanze noch nicht getrennt sind.

Bei der Mähtechnik wird die Pflanze durch ein Zweiebenenschneidwerk in drei Teile zerschnitten, dann in Ballen gepreßt, um erst danach stationär entholzt zu werden.

Bei der Feldentholzung werden die von der Maschine aufgenommenen Pflanzen ähnlich der Häckselmethode bearbeitet, wobei die entstehende Grünmasse schon zu 80 Prozent entholzt ist. Ein Nachteil dieser Methode ist der verbleibende Schäbenanteil auf dem Acker. Dieser hohe Holzanteil müßte untergepflügt werden und könnte zu einer verminderten Bodenqualität führen. Außerdem bleiben ungenutzte Schäben auf dem Feld zurück, die sinnvollerweise im Baustoffsektor als Schüttgutdämmung verwendet werden könnten.

Es zeigte sich, daß alle vorgestellten Erntemaschinen nicht in vollem Umfang ihrer Aufgabe gerecht wurden. Bei der diesjährigen Hanfernte wird Bauer Engwicht die Mähtechnik einsetzen, da der Abnehmer des Ernteertrages des gesamten Projektes – die „Naturfaser GmbH“ in Prignitz – die Entholzung der Pflanzen in ihrer stationären Anlage vornehmen will. Die dafür erforderliche Kapazität kann nach Aussage ihres Geschäftsführers, Dr. Hans Franke, jedoch nicht vor Ende des Jahres bereitgestellt werden. Die Wiedereinführung des nachwachsenden Rohstoffs Hanf hat in Brandenburg durch das Pilotprojekt einen ersten Schub erhalten. Nach wie vor sind jedoch die Probleme auf dem Weg zwischen Anbau und Endprodukt zu groß, als daß schon im nächsten Jahr blühende Hanflandschaften in Brandenburg zu erwarten sind. Karsten Goebel/Frank Williges

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