: Fremd vor dem Tor
■ Bei Bielefelds 0:1 gegen Schalke fehlt es nicht am Willen, aber an Stürmern
Bielefeld (taz) – Erstmals in der Saison war die Bielefelder Alm ausverkauft. Und während Arminen-Manager Rüdiger Lamm schwärmte, trotz der Niederlage habe niemand von den 22.212 gepfiffen, ist das gerade mal die halbe Wahrheit. 25 Schalker Fanclubs in Ostwestfalen – die Bielefelder stellten die Örtlichkeiten, das Heimspiel hatte Schalke. Deren Fans hätten zwar auch Gründe zum Pfeifen gehabt, taten es aber nicht, „denn am Ende“, sagt Martin Max, der Schütze des einzigen Tores, „zählt nur der Sieg“.
Dabei fehlte Schalke mit Mulder, Wilmots, Anderbrügge „fast die komplette Offensivabteilung, da“, findet der verbliebene Stürmer, „stellt sich die Mannschaft von alleine auf“. Und zwar defensiv. „Zurück zur Natur“, nennt es der Trainer Jörg Berger, „indem wir unsere alte Stärke in den Vordergrund stellen und erst mal nach hinten absichern.“ Trifft Armina Bielefeld auf solche Taktiken, droht regelmäßig eine Qual. „In vorderster Linie“, gesteht der einzige noch sieglose Bundesliga- Trainer Ernst Middendorp, „ist bei uns nicht allzuviel Musik.“
„Eine richtige Torchance“, wundert sich Max, „hatten die ja gar nicht – höchstens Weitschüsse.“ Doch nachdem die Arminen sich am Donnerstag eine gute Stunde lang intern heftig die Meinung gesagt hatten, war erstmals Siegeswille erkennbar. Vor allem der als Zugpferd geholte Stefan Kuntz hat mächtig gerackert.
Manager Lamm vermag nicht, grundsätzlich fehlendes Engagement seiner Truppe zu erkennen. „Das sind doch noch kleine Bübchen, die nach dem Spiel niedergeschlagen in der Kabine sitzen“, hat er beobachtet, und „daß die nicht so abgezockt sind wie sie wirken“. Geht es um dieses Charaktermerkmal beim Manager selbst, so hat sein Torwart Uli Stein mit einem Interview in der Neuen Westfälischen Zeitung für Nachdenklichkeit gesorgt: Lamm, so berichtete Stein, habe vor der Saison heimlich versucht, ihn im Tausch gegen Andreas Köpke beim Absteiger Frankfurt unterzubringen. Stein ist beleidigt, und der Manager leugnet standhaft die Kenntnis eines solchen Vorgangs. Jörg Winterfeldt
Schalke 04: Lehmann - Thon (46. Dooley) - de Kock, Linke - Latal (83. Held), Müller, Nemec (68. Weidemann), Eigenrauch, Büskens - Wagner, Max
Zuschauer: 22.212, Tor: 0:1 Max (16.)
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