piwik no script img

Delegation zu Saddam

■ Türkei soll Hussein zum Eingreifen im Nordirak aufgefordert haben

Ankara (dpa/taz) – Im Zusammenhang mit der Irakpolitik zeichnet sich eine wachsende Entfremdung zwischen den USA und der Türkei ab. Die türkische Außenministerin Tansu Çiller hatte am Samstag in einem Interview mit der New York Times den irakischen Staatschef Saddam Hussein gedrängt, die Kontrolle über die Gebiete der militanten kurdischen Arbeiterpartei (PKK) im Nordirak zu übernehmen und gegen die Kurdenrebellen vorzugehen.

„Wir haben eine Delegation zu Saddam geschickt und ihm gesagt, daß es in Ordnung sei, wenn er dort zentrale Autorität ausüben kann“, sagte die türkische Außenministerin. In einer Stellungnahme ihres Ministeriums in Ankara hieß es am Sonntag, dies bedeute keineswegs, daß die Türkei Bagdad etwa einlade, Truppen in die Flugverbotszone zu entsenden. Die „terroristischen Elemente“ der PKK im Nordirak sollten von der Kurdischen Demokratischen Partei (KDP) bekämpft werden, die dort mit Hilfe des Iraks herrsche.

Der türkische Regierungschef Necmettin Erbakan dementierte inzwischen, daß es Absprachen mit Hussein gegeben habe. Zuvor hatte er jedoch gesagt, daß seine Regierung keine Vorbehalte gegen Saddam Hussein habe. „Dies ist nicht unser Problem. Wir haben keinen Zwist mit irgend jemandem in Bagdad“, so Erbakan.

Die Äußerungen der Außenmisterin wurden in Washington mit Bestürzung aufgenommen. Sie entsprächen nicht dem, was die Türkei den USA jüngst gesagt habe. „Ich muß sagen, ich bin ein bißchen überrascht von den Äußerungen“, sagte ein hoher US-Regierungsbeamter. „Vielleicht ist das die türkische Art, den USA klarzumachen, daß sie Alternativen habe.“ Falls die Türkei Saddam einlade, die Kontrolle im Nordirak zu übernehmen, „dann würde das unsere Zusammenarbeit schwieriger machen“.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen