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Rotation außer Kraft

■ NDR-Intendant Jobst Plog verzichtet auf deutschen arte-Präsidenten

Der Vizepräsident des Kulturkanals arte, Jörg Rüggeberg, wird möglicherweise nicht wie ursprünglich vorgesehen im nächsten Jahr die Präsidentschaft des deutsch-französischen Senders übernehmen. In einem Brief an den französischen Kulturminister Philippe Douste-Blazy bezeichnete es der Präsident der arte-Mitgliederversammlung, NDR-Intendant Jobst Plog, als „wahrscheinlich“, daß der von Frankreich ausgehende Vorschlag einer französischen Präsidentschaft in doppelter Funktion akzeptiert werde.

Die zwischen Douste-Blazy und Plog ausgetauschten Überlegungen beziehen sich im Kern auf das französische Vorhaben, den französischen arte-Pol La Sept/arte und das eigenständige Bildungsprogramm La Cinquieme zusammenzulegen. Neuer Chef dieses fusionierten Senders soll Jerome Clement werden, der bereits in Personalunion sowohl Präsident des französischen arte-Pols als auch der deutsch-französischen arte-Gesellschaft ist. Ein Terminplan für die Fusion von La Sept/arte und La Cinquieme ist allerdings bislang ebensowenig in den Einzelheiten fixiert wie die äußere Form.

Deutschland verzichtet zum zweitenmal

Allerdings, so Plog in einem Brief an den französischen Kulturminister, müsse der deutschen Seite dieses neue Modell „noch erklärt“ werden. In der Praxis würde es bedeuten, daß die deutsche Seite zum zweitenmal auf die im Rotationsverfahren vorgesehene Präsidentschaft verzichten und ihren seit langem vorgesehenen Kandidaten Jörg Rüggeberg fallen lassen würde. Rüggeberg, zuvor Justitiar des Südwestfunks, hatte 1994 sein Amt als Vizepräsident mit der Zusicherung der deutschen arte-Partner angetreten, nach einer Präsidentschaftsverlängerung für Clement seinerseits als Präsident vorgeschlagen zu werden. Die französische Seite hatte parallel versichert, den deutschen Vorschlag mitzutragen

Entscheidung erst mal aufgeschoben

Wie Douste-Blazy an Plog schreibt, werde durch diese beabsichtigte Vereinigung das französische Engagement für das Kulturprogramm arte – das auf einem interstaatlichen Vertrag zwischen der französischen Regierung und den deutschen Bundesländern beruht – nicht berührt. Dies betreffe ausdrücklich auch die Programmhoheit des Senders, die „für den Erfolg des Projekts wesentlich“ sei. Dies solle Plog auch den verantwortlichen deutschen Politikern zur Kenntnis geben, so der Kulturminister.

Die geplante Fusion von La Sept/arte und La Cinquieme hat mit dazu geführt, daß die Entscheidung um die neue arte-Präsidentschaft aufgeschoben wurde. Intern wird in arte-Kreisen aber auch die Version diskutiert, daß die offene Situation von einigen Beteiligten, speziell auf deutscher Seite, lediglich als Vorwand benutzt werde, um eine Präsidentschaft Rüggebergs zu verhindern.

Die Mitgliederversammlung des deutsch-französischen Senders wird sich mit der Präsidentschaftsnachfolge am 9. Oktober in Baden- Baden befassen. Wie Jerome Clement, seit 1991 arte-Präsident, sagte, würde er eine Verlängerung seiner Präsidentschaft akzeptieren. Vorstellbar sei für ihn dann ein Zeitraum von weiteren zwei Jahren. (epd)

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