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Ein Haus wie eine Thermoskanne

■ Möglichkeiten, sich abzukoppeln: Vom „Netzkauf“ über rapsölbetriebene Generatoren bis hin zu Sonnenkollektoren

Faxen Dicke? Weil die Stromkonzerne Milliardengewinne auf Kosten der Verbraucher machen? Weil man sich nicht dagegen wehren kann, mit Atomstrom abgespeist zu werden? Weil regenerative Energien kaum eine Rolle spielen?

Das muß nicht sein! Und nicht jeder braucht gleich einen solchen Einsatz zu zeigen, wie die sogenannten Rebellen des 2.500-Einwohner-Örtchens Schönau im Schwarzwald. Weil es ihnen stinkt, daß sie ihrem Energieversorger Atomstrom abnehmen müssen, sind sie dabei, 8,7 Millionen Mark zu sammeln, um dem regionalen Strommonopolisten das Stromnetz abzukaufen.

Sobald dies geschehen ist, soll jeder Schönauer die Möglichkeit haben, selbst produzierte, überschüssige Energie zu einem fairen Preis in das Netz einspeisen zu können. Bislang ist die Eigenversorgung nicht lukrativ genug, weil der regionale Stromversorger lediglich zwischen 6 bis 8 Pfennig pro Kilowattstunde zahlt. Der neue Netzeigentümer, die Schönauer Bürgerinitiative „Netzkauf“, will dagegen 15 Pfennig bieten.

Ein Blockheizkraftwerk, daß mit Rapsöl und anderen nachwachsenden Rohstoffen betrieben werden kann, könnte sich nach fünf bis sechs Jahren amortisieren, glaubt der ehrenamtliche Geschäftsführer der Bürgerinitiative der kleinen Gemeinde, Rolf Wetzel.

Aber es geht auch ohne Netzkauf, meint die CDU-Umweltpolitikerin Wilma Glücklich. Ein „kleiner hübscher Polo-Motor“ im Haus könnte den Strom aus der Steckdose ersetzen. Gemeint ist ein Generator, nicht größer als ein Heizkessel, der mit Gas, pflanzlichen Ölen, Pflanzenbriketts, Holzschnitzeln oder Hanf gefüttert wird. Das sei jetzt schon preiswerter, als an der Stromleitung angeschlossen zu sein. In einem alternativen Gerwerbehof in Lübeck funktioniere das Prinzip jedenfalls prächtig.

Der Möglichkeiten gibt es viele. In Potsdam steht ein Haus, das nach dem Prinzip Thermoskanne funktioniert. Das Dach besteht vollständig aus Sonnenkollektoren. In den Wänden, Decken und Böden sind vier Kilometer Rohre verlegt. Über die Sonnenkollektoren wird Wasser erwärmt, das durch die Rohre fließt und diese Wärme an den Beton abgibt. Für den unwahrscheinlichen Fall, daß die Wärme einmal nicht ausreicht, steht ein mit Rapsöl betriebener Motor bereit. Der Eigentümer, Gerhard Dursch, spart nach eigenen Angaben gegenüber einer Ölheizung 2,57 Mark pro Stunde ein. Sein C02-Verbrauch ist pro Jahr um 48 Tonnen geringer.

Der Geschäftsführer der CME Solartechniksysteme GmbH will bald Einfamilien-Sonnenhäuser anbieten; die Kosten für ein 140-Quadratmeter-Haus sollen 300.000 Mark betragen. Die Energie ist dafür umsonst.

In Illmensee im Hinterland vom Bodensee sorgt ein weiteres Selbstversorgerhaus für Furore. Der Energiebedarf wird zu 90 Prozent aus Sonnen- und Windkraft gedeckt. „Ein Satellit hat auch keinen Stromanschluß“, sagt Besitzer Hans-Joachim Reuther. Sollte bei völliger Windstille einmal drei Tage lang die Sonne nicht scheinen, greift Reuther auf ein kleines Blockheizkraftwerk im Keller zurück, das mit Rapsöl betrieben wird. Außerdem ist sein Haus erstklassig wärmeisoliert.

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