: Ablehnung der Pförtnerloge
■ Der Bezirk Charlottenburg wird den Bauantrag für das Jahn-Hochhaus auf dem Victoria-Areal „nicht bearbeiten“
Bei der geplanten Realisierung des sogenannten „Victoria-Areals“ stellt der Bezirk Charlottenburg auf stur. Weil der gläserne Riegel des Chicagoer Architekten Helmut Jahn die bestehende Bebauung am Kurfüstendamm Ecke Joachimsthaler Straße sprengt, lehnt die bündnisgrüne Baustadträtin Beate Profé jede weitere Auseinandersetzung mit dem Bauvorhaben ab. „Wir bearbeiten den Bauantrag für das Bürogebäude am Kranzler Eck nicht“, sagte Profé gestern. Die Entscheidung sei an die Senatsbauverwaltung weitergeleitet worden.
Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV), so Profé, habe die Planung „unisono“ abgelehnt. Außerdem sei eine Normenkontrollklage des Grundstücksnachbarn, der KapHag, gegen den Bebauungsplan anhängig. Mit der Klage hofft die KapHag, die gesetzlichen Regelungen für das 160 Meter lange und 55 Meter hohe Geschäftshausprojekt zu kippen. Der Bezirk, betonte Profé, wolle mit der Verweigerung des Antrags nicht in die rechtlich noch offene Lage eingreifen.
Mit dem „Klagekomplex“ muß sich nun die Senatsbauverwaltung befassen. Diese hatte in der Vergangenheit schon einmal das Bebauungsplanverfahren an sich gezogen, als der Bezirk Charlottenburg seine ablehnende Haltung gegen den Jahn-Riegel bekundete, der die denkmalgeschützte Kranzler-Ecke „zur Pförtnerloge“ degradiere. Scharf ging die Stadträtin mit Bausenator Jürgen Klemann (CDU) ins Gericht, der kürzlich den Bauantrag trotz der Kritik des Bezirks, der Architektenverbände und der Denkmalbehörde genehmigt hatte.
Mit dessen vorschneller Entscheidung sei das Land gegenüber dem Investor in Zugzwang gebracht worden. Profé: „Die Genehmigung bedeutet, daß bei einer möglichen Revision der Victoria- Planung für das Land eine Entschädigungszahlung fällig wäre.“
Widerstand wollen Profé sowie der bezirkliche Denkmalschützer Reuks auch gegen die vorgesehenen Hochhäuser am Zoo, an der Kantstraße sowie am östlichen Bikini-Haus üben. Die massive Bürohausplanung verschiebe das Gleichgewicht aus Wohnen, Kultur und Arbeiten in der City-West. Statt zweier Hochhäuser von Hans Kollhoff und Christoph Langhof plädiert die Baustadträtin für eine niedrigere Bebauung.
Die Ansprüche etwa der Filmfestspiele Berlinale, die für die Filmmesse ein zusätzliches Gebäude benötigen, könnten durch ein Gebäude auf der Rückseite des Bikini-Hauses erfüllt werden. Entschieden sprach sich Profé gegen ein Hochhaus am Eingang zum Zoo am „Elefanten Tor“ und den Abriß des Schimmelpfenghauses über der Kantstraße aus. Das Brückenhaus solle erhalten werden. Rolf Lautenschläger
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