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Privatveranstaltung „dankbarer Patienten“ bringt Stalinismusopfer in Mißkredit

An diesem Wochenende findet in Berlin eine Tagung über das sowjetische Speziallager Sachsenhausen statt. Organisiert wird sie von der Hanns-Seidel-Stiftung in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Lager Sachsenhausen 1945–1950 und dem Hannah- Arendt-Institut für Totalititarismusforschung in Dresden. Sie wird sich mit der Frage beschäftigen müssen, wie umzugehen ist mit den Nazis, die dort neben vielen Unschuldigen von der sowjetischen Besatzungsmacht eingesperrt worden waren.

Die in der Zeitschrift des Bundes der stalinistisch Verfolgten (BsV) Berlin angekündigte Ehrung für Hans Heinze ist bisher der krasseste Versuch, einen Naziverbrecher als Opfer des Stalinismus darzustellen. Organisiert durch ein prominentes Mitglied der Arbeitsgemeinschaft, Werner Pfeiffer, ist dies bestens dazu geeignet, das Anliegen der um Wahrheit bemühten Opfer stalinistischen Justizunrechts unglaubwürdig zu machen. Auch wenn die Ehrung als „private Veranstaltung dankbarer Patienten“ hingestellt wird, wie es Pfeiffer gegenüber dem Vorsitzenden des Berliner BsV, Harald Strunz, getan hat. „Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wer Heinze war“, sagte Strunz auf Nachfragen. „Ich bin ein leidenschaftler Gegner des Nationalsozialismus.“ Aber auf „Privatveranstaltungen“ könne er keinen Einfluß nehmen.

Dennoch. Die Ehrung ist fatal, da sie nicht getrennt werden kann von den überaus heftigen, seit einem Jahr andauernden Auseinandersetzungen zwischen Gedenkstättenleitern und Teilen der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft. In Erfurt müssen diesen Streit inzwischen Staatsanwälte entscheiden. Der Vorsitzende des rechtslastigen Splittervereins Opfer des Stalinismus Thüringen, Manfred Wettstein, hat den Leiter der Gedenkstätte Buchenwald, Volker Knigge, wegen „Verleumdung“ angezeigt. Denn Knigge hatte behauptet, daß nach bisherigem Forschungsstand 80 Prozent der NKWD-Gefangenen in Buchenwald „zivile Funktionsträger des Naziregimes“ gewesen seien.

In Sachsenhausen hat die Arbeitsgemeinschaft vorläufig ihre Zusammenarbeit mit der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten eingestellt. Anlaß des Streits ist ein befristeter Vertrag der Stiftung für den Historiker Lutz Prieß, der seit 1990 über die Geschichte des Internierunglagers forscht. Er ist PDS-Mitglied und als solches „für uns nicht tragbar, weil der Partei noch das Blut der Vorgänger an den Händen klebt“, verkündet ein Aktiver der Arbeitsgemeinschaft. Die Vorsitzende dieses Verbandes, Gisela Gneist, sowie pikanterweise Werner Pfeiffer charakterisieren den Gedenkstättenleiter Günther Morsch seit dieser Personalentscheidung als „ultralinks“ und „Alt-68er aus dem Westen“. Den Mörder Heinze hingegen bewertet Pfeiffer als „großen Arzt“.

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