Kein wunderschöner Tag

■ Der HSV schafft gegen Duisburg nur ein 1:1, doch Trainer Felix Magath sieht dennoch keinen Grund, seine hochgesteckten Saisonziele zu korrigieren

Nach einer Stunde wurden die MSV-Fans keck. „Jetzt geht's los“, skandierten die knapp 300 mitgereisten Anhänger und wenig später „St. Pauli, St. Pauli“. Obwohl das inzwischen nicht mehr sehr originell ist, weil es alle Gäste tun, fand die Westkurve auch darauf keine passende Antwort.

Schon vor der Halbzeitpause hatten sich die zahlenmäßig haushoch überlegenen HSV-Fans von den paar Duisburger Kollegen vorführen lassen. Als diese angesichts des desolaten Spiels beider Mannschaften fröhlich trommelnd „Karneval in Hamburg“ sangen, war von Block E et al. nichts zu hören. Statt mit „So ein Tag, so wunderschön wie heute“ wenigstens Galgenhumor zu beweisen, verhielten sich die schwarz-weiß-blauen Kuttenträger, die anfänglich noch die La Ola-Welle geprobt hatten, überaus einfallslos – wie ihre Idole auf dem Rasen.

Mehr Unterstützung für die Spieler wäre andererseits auch komisch gewesen. Wie schon gegen Celtic kickten die Hamburger knapp an einer Abmahnung wegen Arbeitsverweigerung vorbei, worüber sich Trainer Felix Magath – wie schon im Europacup gegen Glasgow – nicht grämen wollte. Mit der quasi-philosophischen Antwort „es gibt Spiele, die laufen so“, ließ es der 43jährige bewenden.

Ohnehin macht der Coach seit einiger Zeit einen merkwürdig ruhigen, fast schon abwesenden Eindruck, wenn es darum geht, sich zu den Leistungen seiner Mannschaft zu äußern. Er habe keinen Grund, „seine Saisonziele zu korrigieren“, befand Magath nach dem 1:1 gegen den auswärts bislang sieglosen Aufsteiger. Doch von einer erneuten Qualifikation für einen internatinalen Wettbewerb ist der HSV momentan weiter denn je entfernt.

Das ist besonders ärgerlich für einen Spieler wie Karsten Bäron, der sich noch Hoffnungen auf die Nationalmannschaft macht. Oder gemacht hat? Am Sonnabend jedenfalls war der 23jährige nach seinem 100. Bundesligaspiel dahingehend wenig zuversichtlich. Seine einzige Chance, beim nächsten Länderspiel dabei zu sein, sei wohl „als Fan“. Wenigstens einer, der realistisch bleibt. C. Gerlach Siehe auch Leibesübungen!