■ Mit dem Wohnungsbau auf du und du
: Haushalte schrumpfen

München (dpa/taz) – Nach neunjährigem steilen Aufschwung ist die Wohnungsbaukonjunktur in Westdeutschland gekippt. In allen fünf Großregionen Deutschlands ist es nach einer Analyse des Münchner Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung zu einem Rückschlag gekommen. Die Errichter von Eigenheimen und Wohnhäusern mußten sich mit deutlich weniger Aufträgen abfinden.

Vom Konjunktureinbruch bei den Wohnungsfertigstellungen seien die nördlichen Regionen Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Niedersachsen und Westberlin besonders betroffen. Aber auch die Mieter und Vermieter sowie die Bauunternehmen in Bayern bekommen diese Tendenz zu spüren. Dennoch sehen die Trendschätzungen für die nächsten Jahre Bayern und Baden-Württemberg weiter an der Spitze der Wohnungsbauaktivitäten.

Aber der Bedarf ist deshalb noch keineswegs gedeckt sei. Die Forscher vom Ifo-Institut erwarten nämlich, daß die Größe der Haushalte weiter abnehmen wird und somit das Bedürfnis nach mehr Wohnungen weiter wächst. Lebten in Westdeutschland 1950 noch statistisch gesehen fast 3 Personen in einer Wohnung, so zählten 1980 durchschnittlich nur noch 2,5 Leute zu einem Haushalt. Inzwischen hat die Vereinzelung weiter zugenommen, so daß gerade einmal durchschnittlich 2,2 Personen zusammenleben und -wirtschaften. Die Wissenschaftler erwarten für das Jahr 2010, daß Otto und Emma Normalverbraucher in 2,1-Personen-Haushalten leben. Damit steigt auch der Bedarf nach Wohnraum: Etwa 3,5 Millionen zusätzliche Einheiten zu den vorhandenen 30 Millionen werden benötigt.

Bei der Bauaktivität je Einwohner werde deutlich, daß süddeutsche Regionen bauintensiver sind und wohl auch bleiben werden, während Nordrhein-Westfalen unterdurchschnittlich abschneidet. Gründe dafür sind die Kaufkraft in den Regionen und staatliche Hilfen.