■ Vorschlag
: Das 5. Lesben Film Festival Berlin

Der Eröffnungsfilm des diesjährigen Berliner Lesben Film Festivals „The Watermelon Woman“ und seine Regisseurin Cheryl Dunye sind keine Unbekannten in der Stadt. Bereits auf der Berlinale lief das ebenso amüsante wie ambitionierte Werk sehr erfolgreich und gewann den schwul-lesbischen Filmpreis Teddy. Zusammen mit einer kleinen Werkschau der Kurzfilme zeigt das Festival den Film jetzt in einem nochmaligen „director's cut“ der Filmemacherin.

„The Watermelon Woman“ ist eine mit schwarzweißem Doku- Touch verfilmte Recherche-Story: Eine schwarze Filmemacherin (Dunye spielt sich selbst) zieht aus, die Geschichte einer gewissen Fae Richards zu erforschen, einer schwarzen Stummfilmschauspielerin der dreißiger Jahre, deren Spur sich in den Marginalien der amerikanischen Filmgeschichte verloren zu haben scheint.

Der große Anteil an Dokumentarfilmen in Kurzfilmlänge gehört zum Interessantesten im Programm. „The Happy Gordons“ (Paula Crickard, Nordirland 1995) etwa erzählt im Reportage-Stil von irischen Lesben und Schwulen und ihrer Beziehung zu Irland und der traditionellen Kultur der Insel. Die homophobe irische Community New Yorks wird kontrastiert mit dem Empfang einer schwul-lesbischen Delegation in der Aras An Uachtariain, dem Sitz der irischen Präsidentin in Dublin. „Family values“, der gleichnamige Videofilm von Pam Walton, macht einen weiteren konservativen Begriff zum Filmthema. Walton rollt die Geschichte ihrer Familie auf: Ihr Vater, Angehöriger der ultrarechten Christen, plädiert nicht nur für die Todesstrafe für Homosexuelle, sondern verhält sich auch in der eigenen Familie restriktiv. Hintergrund des brisanten Films ist, daß Waltons Vater den Kontakt zu seinen Kindern abgebrochen hat.

Der einzige abendfüllende Spielfilm des Programms steht etwas abseits. „Female Perversions“ von Susan Streitfeld widmet sich den „Perversiönchen“ einer aufstrebenden Staatsanwältin. Wenn Tilda Swinton diese Rolle nicht mit mörderischer Genauigkeit und britischem Humor zum besten gäbe, wäre das Ganze wohl, trotz hyperästhetischer Bildregie, eher ein mittelmäßiger Film. Gudrun Holz

Bis 5.10., Camera im Tacheles, Oranienburger Str. 53-56, Party am 5.10. ab 22 Uhr im SO 36, Oranienstr. 190, Infos unter 2831498