piwik no script img

Das Profitstreben des Kapitals

■ betr.: „Großkonzerne blasen zum Kampf“, taz vom 26. 9. 96

[...] Als hätten die Großkonzerne (und nicht nur die) in der Vergangenheit etwas anderes als den Klassenkampf von oben initiiert. [...]

Die arbeitsmarktpolitische Diskussion in den vergangenen Monaten hat sich fast ausschließlich auf die Frage beschränkt, wie der „Wirtschaftsstandort Deutschland im internationalen Wettbewerb“ bestehen kann, obwohl Fakten (vergleiche das „Ifo-Gutachten zur Standortdiskussion“ und die bekannten Zahlen über die Verteilung von Eigentum und Einkommen) die Debatte so überflüssig machen wie ein Doppelbett für den Papst.

Unter all diesen Debatten begraben die Mächtigen und die Medien die brennenden Probleme der Millionen Menschen ohne Erwerbsarbeit, ohne ausreichendes Einkommen, ohne Wohnung und ohne Perspektive, und versuchen das „Standortproblem“ zum Problem eben dieser Menschen zu machen, obwohl es alleine um das Profitstreben des Kapitals geht. Und dieses Streben ist um so erfolgreicher, je mehr Menschen im Lande sich einwickeln und in ihren Rechten beschneiden lassen, um den „Standort Deutschland“ mitzuretten und um im globalen Kampf gegen den Rest der Welt die Nase vorn zu haben. Afrika haben wir sowieso noch nie gebraucht.

Es ist an der Zeit, daß sich die Menschen endlich dem Druck der Ledersessel widersetzen. Wer nach wie vor auf einen sozialen Kompromiß setzt, hat die Entwicklung der letzten Jahrzehnte verpennt. Zugeständnisse an das Kapital bewirken weder positive Veränderungen in der Bundesrepublik noch eröffnen sie Chancen einer solidarischen Weltwirtschaftsordnung. Georg Lehnen, Trier

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen