Frauen-Nachttaxi auf Erfolgskurs

■ Das Frauennacht-Taxi fährt satte Gewinne ein / Rund 90 Prozent der Bremer Taxen bieten jetzt Billig-Tarife an

itte einmal Frauennacht“, nuschelt die Stimme aus dem Funkgerät. „Das wird alle drei Minuten nachgefragt“, erzählt der Taxifahrer beim Schalten in den dritten Gang. Tatsächlich boomt das 1992 an den Start gegangene „Taxi-Experiment“. Fast 500 der insgesamt 570 Bremer Taxen bieten den Frauennachttarif an. Mittlerweile sind rund 27 Prozent der Fahrgäste Frauen, die zum Sondertarif ab 19 bis 6 Uhr morgens sicher ihren Heimweg durch die Nacht finden.

„Wir hören nur Löbliches“, weiß Taxi-Roland-Gesellschafter Klaus Hartjen zu berichten. „Wunderbar, ganz toll“, diese Resonanzen hat auch Brigitte Lück von der Gleichstellungsstelle für Frauen (ZGV) ausgemacht. Und die Viel-Mitfahrerin Petra Hollunder, geschäftige Kauffrau, stimmt diesen Lobeshymnen zu: „Es ist viel besser geworden.“ Denn als das von der damaligen Frauensenatorin Sabine Uhl auf den Weg gebrachte Experiment in Bremen langsam Schule machte, „lag noch vieles im argen“, erzählt sie. Zunächst fuhren nur Taxifahrer in Bremen-Nord zum billigeren Nachttarif, der in Preiszonen aufgeteilt war. „Das war eigentlich Betrug. Da kam oft mehr Geld raus, als eigentlich auf dem Taxameter stand“, so Taxi-Chef Hartjen.

Seit 1992 gilt ein neues Preissystem: Das sieht einen Anfangsbetrag von fünf Mark (inklusive zwei Kilometer) und für jede folgenden 500 Meter 90 Pfennig vor. Per Knöpfchendruck stellt jeder Fahrer das Taxameter auf Frauentarif um (Normaltarif: Anfangssumme 3,60 Mark, alle rund 111 Meter für 20 Pfennig). Bei Kurzstrecken spart frau bis zu 37 Prozent, bei längeren rund 22 Prozent. „Da springt natürlich für den Taxifahrer nicht so viel raus“, gibt Hartjen zu.

Damit hat Taxi-Mitfahrerin Hollunder schlechte Erfahrungen gemacht: „So wie Sie aussehen, verdienen Sie ja viel mehr als ich. Ich sehe es nicht ein, immer Frauen aus Oberneuland von der Diskothek abzuholen“, so hätte sie einmal ein Taxi-Fahrer beschimpft. „Das kommt vor. Kein Thema“, beschwichtigt Taxi-Chef Hartjen. Doch „wenn immer mehr Frauen fahren, dann rentiert es sich wieder“, erklärt er. „Erst dachte ich, das ist halt wichtige Präventionsarbeit. Doch jetzt ist es ein wichtiges Ersatzangebot“, resümiert Hartjen – und dazu ein umsatzträchtiges: „Doch mehr verrate ich nicht“, hält sich der Geschäftsmann bedeckt.

In 90 Prozent der Taxen ist jetzt ein umstellbarer Taxameter installiert. Denn Bremens Taxiunternehmen wittern satte Gewinne. „Aber einige stellen einfach nicht auf Frauennacht um. Da gibts nur eins: Entweder die ändern das, oder ich steige aus“, sagt Petra Hollunder resolut. Von solchen Beschwerden hat Dagmar Fiebiger noch nichts gehört. Die Sachbearbeiterin sitzt beim Bausenator in der Aufsichts- und Genehmigungsbehörde für Taxiunternehmen. Sie kennt nur Pappenheimer, die bereits am Tag auf Frauentarif abrechnen – und an diesen Problemfällen will Fiebiger „unbedingt dranbleiben“. Schließlich ist das Projekt als „Sonderfahrt“ deklariert, damit es überhaupt eine Genehmigung bekam. Ganz ohne Zuschüsse von der Stadt.

„Bremen ist ein armes Land“, weiß Brigitte Lück von der Zentralstelle zur Gleichberechtigung der Frau. Klar, daß die Bremer Straßenbahn AG da nicht sofort lange Taktzeiten von Bus und Bahn an Wochenenden und nachts „von heute auf morgen ändern kann“. „Aber soviel Sicherheit muß sein“, sagt sie. Daß die Haltestellen der Linie 1 Richtung Arsten endlich Schienen- statt dunkle Tunnelübergänge haben, findet Lück lobenswert. Doch bei der Linie 6 Richtung Grolland und der Endhaltestelle der Linie 1 in Osterholz sieht die für Verkehrssicherheit zuständige Frau noch viel Handlungsbedarf. Das Frauennacht-Taxi sei oft sogar „eine billigere Alternative“ zu Bus und Bahn: Dann, wenn sich mehrere Frauen einfach ein Taxi teilen.

Das Bremer Modellprojekt läuft Ende April 1997 aus, dann soll über neue Zukunftsideen debattiert werden. Bei einer Fachtagung mit Bundesverkehrsminister Mathias Wissmann hat das Frauennachttaxi bereits voll eingeschlagen: Er will diese Idee anderen Bundesländern dringend ans Herz legen. Taxi-Roland hat sein Konzept bereits in Berlin vorgestellt. Chef Hartjen: „Doch irgendwie sind die zu blöd dafür.“ kat