■ Nachschlag
: Der Comic-Zeichner Eric Drooker aus New York war im Supamollie

Zeitlos gibt sich die Besetzerkneipe Supamollie in der Friedrichshainer Jessnerstraße. Gefundene Dinge wimmeln durcheinander. Irgendwo hängt ein gekreuzigter Sesamstraßenbert, anderswo ein Teddy, und hinter dem Tresen wartet die Antifa-Sammelbüchse. Billie Holiday singt was Trauriges. Auf dem Tresen liegen Fotos, auf denen Menschen stilvoll verzweifelt ihre blassen Wangen auf den Tresen legen. Das täte man auch gern und macht es dann doch nicht. In den Veranstaltungsräumen im Hinterhaus trommelt ein Langhaariger. Der begleitet den New Yorker Zeichner Eric Drooker, der heute zum letzten Mal in Berlin Dias seiner Comics zeigen wird, und dreht später einen Joint für seine Trommlerkollegen.

Auf der Leinwand sind Menschen, die ein bißchen an die Holzschnitte von Franz Masereel erinnern. Schwarz, weiß, blau. Erst ein Obdachloser plus Trommler. Später kommen andere hinzu. Alle tanzen dann, und der Obdachlose läßt seinen Kopf nicht mehr so hängen. Manhattan sei „very like Berlin“, sagt der 1958 geborene Drooker. Und daß Allen Ginsberg, mit dem er zusammenarbeitet, ganz in seiner Nähe wohnen würde. Drookers Dia-Filme – wenn man so will – zeigen New York als einen mörderischen Organismus, in dem mythische Typisierungen dominieren: Menschen, die entfremdet an ihren Computern sitzen, Blumen im Müll, Straßenmusiker oder Obdachlose, die von Polizisten verjagt werden. U-Bahnen sind das Unbewußte der Stadt und Graffiti moderne Höhlenmalereien. Die Neighbourhood ist eine nackte musikalische Frau, die als große Göttin schließlich die entmenschten Polizisten besiegt. Stolz zeigt Drooker irgendwann ein Foto, auf dem ihn ein Bulle vor einem besetzten Haus würgt. Später gibt es Sequenzen aus seinem Bilderroman „Flood!“, in dem es um die turbulente Odyssee eines jungen Mannes durch DIE STADT, die ihn einsaugt und wieder ausspuckt, geht. „Flood!“ wird im Groben Unfug in der Zossener Straße erhältlich sein. Drooker ist engagiert, ohne blöde zu sein. Später tanzen die Leute zu „Born to be wild“. Detlef Kuhlbrodt