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Ärger oder Nicht-Ärger

■ Mit Glück schrammte Bayern gegen den HSV an der nächsten Krise vorbei

München (taz) – Irgendwie mußte die Gerechtigkeit ja hergestellt werden. Also warf man erst einmal einen Blick in die Vergangenheit. Vor 13 Jahren schoß Felix Magath ein güldenes Tor und sicherte so dem Hamburger SV den Erfolg gegen Juventus Turin, obwohl Juve damals unter Trainer Giovanni Trapattoni klar überlegen war. Und diesmal lief es eben andersherum. Der HSV kombinierte leichtfüßig auf des Gegners Grün, während sich der FC Bayern „hauptsächlich durch gekonnte Befreiungsschläge“ (Nerlinger) hervortat. Am Ende siegten die Bayern 2:1, obwohl Trapattoni ein „Unentschieden besser gefunden hätte“, weshalb er auch artig „vielen Dank an Felix“ sagte. Worauf Magath betonte, daß er sich „für all das nichts kaufen kann“. Soviel zur Gerechtigkeit.

Dabei waren die Bayern durchaus darum bemüht, sich ihren Sieg ehrlich zu verdienen. Anfang vergangener Woche hatte sich das gepeinigte Ensemble gar im Partykeller von Thomas Strunz zusammengerottet, um eine „Bayern-Bibel“ auszuarbeiten, die immerhin „vier Kernsätze“ (Strunz) umfaßt. Der Inhalt ist natürlich streng geheim. Und die konspirative Sitzung zeigte Wirkung, zumindest in den ersten zehn Minuten. Scholl übte mit Nerlinger Doppelpaß, bevor er die Kugel an Zickler abtrat, der ungehindert zum 1:0 einschob.

Fortan spielte allerdings hauptsächlich der HSV, und die Gastgeber konnten sich bei Torwart Oliver Kahn bedanken, daß Spörl den Ball erst in der 50. Minute mit einem Freistoß ins gegnerische Tor zwirbelte. Und die Hamburger spielten munter weiter, bis das Arbeitsgerät plötzlich vor Christian Nerlinger auftauchte. Jener freute sich hernach diebisch, nicht nur, weil ihm das entscheidende Tor gelungen war, sondern vor allem, weil er nach einem halben Jahr Abstinenz „schon gar nicht mehr wußte, wie man jubelt“.

So waren die Bayern am Ende doch noch recht glücklich über ihren Sieg. Kahn, weil „Ärger und Nicht-Ärger beim FC Bayern sehr eng mit Erfolg und Nicht-Erfolg zusammenhängen.“ Giovanni Trapattoni, weil „Lebe bei uns ohne Ergebnis nix mögliche ist“.

Und Felix Magath? Der wollte nur möglichst schnell auf die Wies'n, um „unseren Kummer zu ertränken“. Ein paar Maß kann er sich offenbar trotz allem kaufen. Nina Klöckner

Hamburger SV: Golz - Fischer, Kovacevic, Hartmann, Schnoor - Schopp (46. Salihamidzic), Kmetsch, Schupp, Spörl - Bäron, Breitenreiter (70. Jähnig)

Zuschauer: 63.000; Tore: 1:0 Zickler (7.), 1:1 Spörl (55.), 2:1 Nerlinger (63.)

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