Fahrradasyl am Hauptbahnhof

■ Bremens erstes Parkhaus für Zweiräder noch wenig genutzt

Bislang war guter Rat teuer für Benjamin Cibach, wenn er auf seinem Zweirad zum Hauptbahnhof radelte. Die meisten Pfosten waren schon von Drahteseln umzingelt; fand er mal einen Stellplatz, dann war sein Ringschloß zu dünn zum Anschließen. Seit letzter Woche ist Benjamins Parkproblem gelöst: Am nördlichen Ausgang des Hauptbahnhofs steht Bremens erstes offizielles Fahrradparkhaus.

Der zweistöckige Komplex aus verzinktem Lochblech und Spiegelglas sticht zwar leicht ins Auge, allerdings nur, wenn man den Bahnhof von hinten betritt. Zwischen der Passage Bürgerweide und der westlich angrenzenden Ladenfront liegt das Parkhaus gewissermaßen im Schatten des Bahnhofstreibens. Bisher hat vor allem die Kundschaft der benachbarten Supermärkte Notiz genommen; sie fährt mit Satteltasche, Korb oder Rucksack vor und parkt gerade für ein paar Minuten. „Ideal zum Einkaufen“, urteilen viele. Nebenan auf dem südlichen Bahnhofsvorplatz geht das Wildparken derweil munter weiter. „Ich habe mich eben schon an das Dauerprovisorium Laternenpfahl gewöhnt“, meint einer, während jenseits des Lloyd-Tunnels über 200 der 260 First-Class-Parkplätze auf ihn warten.

Der Bauherrin Brepark geht es vor allem um die zahlreichen Bike-und-Rail-Pendler. „Wir fanden es schade, daß Fahrradfahrer, die zum Bahnhof müssen, nicht wissen wohin mit ihrem Rad“, erklärt Steffen Holdorff, der Prokurist der Brepark. „Ein reines Verlustgeschäft“ sei das Fahrradparkhaus, sagt er. „Wir finanzieren es über die Einnahmen aus unseren Autoparkhäusern.“ Allein der Bau kostete 650.000 Mark; in Zukunft fallen noch Wartung, Grundstücksmiete und die Bewachungskosten an.

Die Sicherheit der teuren Drahtesel ist ein Problem. Zwar lassen sich Vorder- und Hinterrad problemlos an die Eisenverstrebungen anschließen. Doch liegt das Parkhaus für Diebe genauso geschützt hinter dem Hauptbahnhof wie für die Parkgäste selbst. Auf der Hitliste der örtlichen Fahrraddiebe steht der Hauptbahnhof ganz oben; 138 Meldungen weist die Polizeistatistik allein für 1995 aus, Dunkelziffer unbekannt.

Die Brepark denkt an eine Videoüberwachung mit zwei feststehenden und einer beweglichen Kamera; obendrein solle Wachpersonal gelegentlich patroullieren. Doch das reicht manchen Parkgästen nicht aus. „Vor allem der Klau einzelner Teile läßt sich auf dem Monitor kaum nachvollziehen“, meint Jakob Mitzlaff, dessen verzinkter Brooks-Sattel ein kleines Vermögen wert ist. „Erstens glaube ich nicht, daß da ständig jemand draufguckt, und zweitens ist der Dieb um alle Ecken, wenn dann jemand zur Kontrolle kommt“.

Die Brepark will dem Gelegenheitsparken und -klauen mit einem zweiten Fahrradparkhaus vorbeugen: ab Ende 1997 soll es unter einem Dach mit dem geplanten Stadtcafe im Pavillon Domshof stehen. Für die Südseite des Hauptbahnhofs gibt es ebenso Erwägungen, eine Fahrradhalle in bestehende Räumlichkeiten zu legen. „Wir verhandeln mit den Eigentümern, aber wir wissen noch nichts Genaues“, so Holdorff. ahm