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■ VorschlagDie tausend Plateaus der Jugend: Bert Loewenherz in der PPS.Galerie

Jugend – ein meßbarer Zeitraum oder eine Befindlichkeit? Der Fotograf Bert Loewenherz (37) ist in zwei Bereichen fündig geworden: „Jugend 96“ heißt die Ausstellung mit 30 Porträts in der PPS.Galerie, „Gothic und Techno“ der Untertitel. Jugend als Ausdruck kultureller Identität, geprägt durch Musik, Mode und Lebensgefühl, das hat man erwartet.

Daß dabei eine „Jugendszene“, die man eher den Achtzigern zuordnen würde, repräsentativ für 1996 steht, ist eher erstaunlich. Madonnenhaft geschminkte Gesichter zu sakralen Posen, theatralisch wallende Gewänder, hier ein Zylinder, da ein Spitzenhemd, lange Haare und alles in obligatorischem Schwarz. Fast alles. Denn dazwischen mischt sich ein bißchen Postpunk, ein wenig Leder und S/M.

Gothic scheint ein Sammelbegriff geworden zu sein – wofür ist wohl auch nicht so wichtig. Denn die Porträts leben durch die Haltung der Protagonisten, die mal ironisch, mal spielerisch oder schlicht gelangweilt daherkommt. Die Techno-Szene hingegen wirkt steriler, die Posen deutlicher und gekünstelter. Vielleicht ist das der Grund, nur zehn Raver-Porträts neben 20 Gothic-Porträts zu hängen. Auf Plateauschuhen posiert es sich nicht leichtfüßig, sondern angestrengt: im Strampelanzug, mit Plastikbrille oder als Fiorucci-Epigone. Trotz genderbenderndem Cross-dressing im Schottenröckchen werden Klischees nicht gebrochen, sondern eher verstärkt. Das ist mitunter kaum interessanter als eine Modebeilage. Selbstinszenierung und lesbare Codierung funktionieren jedenfalls in beiden Fällen. Der verheißungsvolle Begriff Jugend wird durch Gothic und Techno zwar exemplarisch, aber nicht gerade als sozial erweiterter Raum der Kommunikation vorgeführt. Corinna Weidner

PPS.Galerie, Hirtenstraße 19, Berlin-Mitte, bis 13.11., Mo.-Fr. 8-21, Sa./So. 10-18 Uhr

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