Neues vom Friedhof

■ Die Regie-Debütantin Barbara Kröger über ihre Inszenierung von George Taboris Jubiläum im TiK und ihre Zukunft in der Ferne

Vor der Zuschauertribüne im Thalia in der Kunsthalle erhebt sich ein sanfter Hügel mit einem bergauf liegenden Friedhof. Hier „leben“ Lotte und Arnold, Helmut und Otto und die behinderte Mitzi. Nur daß sie nicht lebendig, sondern tot sind, und auch noch glücklich darüber. Wir sind im Jenseits. Lotte und Arnold wurden von den Nazis umgebracht, das Liebespaar Helmut und Otto wählte den Freitod. Sie entleibten sich selbst, ebenso wie Mitzi , deren Grund zu sterben Jürgen war – und ihre unglückliche Liebe zu ihm. Der Neonazi Jürgen läßt die Toten nicht in Ruhe.

„Tabori hat das Stück 1983, zum 50. Jahrestag der Machtergreifung geschrieben“, erzählt Regisseurin Barbara Kröger der taz und findet es erstaunlich, wie sehr aktuell der Text auch heute noch ist, sozusagen auf das Jetzt zugeschrieben und maßgeschneidert scheint. „Das hat mich fasziniert“, sagt sie, „und daß es ein wunderbarer Theatertext ist, mit dem schwarzen Humor Taboris, der sich mit diesem Friedhof einen genialen Theatertrick ausgedacht hat.“ Vorgegangen wird nach Taboris Motto, nach dem unsere besten Witze sich auf Tragisches beziehen.

Taboris ebenso böse funkelnder wie makabrer Reigen ist Barbara Krögers Regiedebüt, „ein Abschluß, bevor ich mich in die freie Wildbahn als Regisseurin werfe.“ Bisher hat sie am Alstertor Regie-assistenz geleistet, oft beim Hausherrn selbst, der ihr eine wichtige Figur geblieben ist. „Nach dieser Arbeit trenne ich mich vom Thalia“, sagt die frischgebackene Regisseurin, „und zwar in beiderseitigem Einverständnis. Ich muß mich jetzt endlich ausprobieren.“ Die erste eigenverantwortliche Arbeit mit dem Thalia-Team empfand sie als sehr anregend und schön. „Texte von Tabori laden zum Ausprobieren ein, zum Versuchen. Die Schauspieler waren dafür sehr offen und haben sehr geholfen.“

Mit Christoph Bantzer, Josef Bilous, Alexandra Henkel, Jörg Holm, Peter Maertens, Klaus Rodewald und Angelika Thomas hat sie auch eine grandiose Besetzung für Taboris Text, der sicher einer der spannenderen Anstöße zum Jahrestag des Kriegsendes ist. Und die spielerische Aufregung, das Ausprobieren liegt förmlich in der Luft, im Beleuchtungsgestänge des TiK, wo die Verfolgten noch einmal sprechen.

Thomas Plaichinger

7../8. sowie 18./19.4., TiK, 20 Uhr