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Bilder aus wärmeren Nischen

Rückblick auf Höhen und Tiefen in der siebenjährigen Entstehungsgeschichte der Lesbisch-Schwulen Filmtage in Hamburg  ■ Von Thomas Plaichinger

Zu zehnt saßen sie bis vor kurzem in einem einzigen Raum in einem Hinterhaus an der Dammtorstraße: die Organisatoren der Lesbisch-Schwulen Filmtage Hamburg. Fünf Frauen und fünf Männer, paritätisch geeint, um der Hansestadt Bilder vom Leben in der wärmeren Nische zu geben. Das Modell funktioniert: Im siebten Jahr findet die Zusammenarbeit von Lesben und Schwulen heuer statt, erfolgreich ist sie auch noch. Jahr für Jahr hat der Umfang des Angebots und die Aufmerksamkeit des Publikums zugenommen. Allerdings nur die, denn sowohl Kulturschaffende als auch bürgerliche Presse scheuen immer noch Berührung oder gar Berichterstattung.

Finanziell ist das Dasein der Festivalmacher dabei alles andere als einfach. Verleih-, Transport- und Versicherungskosten für die Filme sind immens, und eigentlich ist selbst bei vollen Häusern und (wie 1995) 8000 Besuchern kein Plus zu machen. Die Kulturbehörde schießt – im Bedarfsfall – 25.000 Mark dazu. „Nur zum Vergleich“, meint Festivalsprecher Michael Malert, „im letzten Jahr gab es beim Filmfest Hamburg eine Zahl von etwa 18.000 Besuchern und eine Förderung von über 2 Millionen Mark.“

Trotzdem sitzen die Festivaliers wacker vor den Bergen zu erledigender Arbeit – und das Organisatorenjahr ist lang: „Schon nach zwei Wochen Erholungspause kommen die ersten zaghaften Anrufe, ob wir uns nicht mal wieder treffen wollen“, erzählt Michael Malert, der mit Filmtage-Mitbegründerin und Filmemacherin Dorothee von Diepenbroick zu den langjährigsten Mitarbeitern gehört. „Und im November müssen wir uns an die Planung für das nächste Jahr machen.“

Die Arbeitsverteilung in der Gruppe verläuft inzwischen nach Spezialisierungen: „Früher haben wenige fast alles gemacht. Doch je größer das Festival wird, desto schwieriger wird das, und wir erkennen, daß wir Spezialisierungen brauchen. Es gibt also Leute, die für Finanzen zuständig sind, für Grafik, für Filmbestellungen.“

Nicht nur die detektivische Arbeit, Kopien älterer Filme bei nicht mehr existierenden Verleihern aufzuspüren, füllt das Jahr bis zum nächsten Festival, sondern auch die Sichtung neuer Filme. Da werden – mit privaten Mitteln – einschlägige Festivals in Europa und Amerika besucht, Sichtprotokolle geschrieben und die interessanten Streifen dann in „Sichtkopien“ für die Daheimgebliebenen bestellt. An lauschigen Wochenenden werden die Filme angesehen und diskutiert.

Was vor sieben Jahren begann, als Heiner Roß vom Metropolis einige Studenten fragte, ob sie nicht mal eine kleine Reihe schwuler Filme organisieren wollten, hat sich zum Großangebot entwickelt. „Wir zeigen“, so Michael Malert, „150 Filme, und der Bestellvorgang ist der gleiche, egal, ob es ein Kurzfilm oder ein Spielfilm ist – also eine Heidenarbeit.“ Ein bis zwei Jahre halten die meisten Festivaliers die Selbstausbeutung nebst notwendigem, nebenbeilaufendem Geldverdienst aus. Wenn einer ausscheidet, kommt – wichtig für die Gruppenstruktur des Festivals – ein neuer Enthusiasmus hinzu. Doch nur bei den alten Hasen verselbständigt sich das Festival-Verlangen alljährlich nach einem Erfahrungswert. „Irgendwann, vielleicht zwei Monate vor Festivalbeginn, stehe ich dann mit Dorothee im Flur und sie sagt: Jetzt ist es wieder soweit. Es ist ein bestimmtes Gefühl in der Magengegend, das uns sagt: Ab jetzt läuft uns wieder die Zeit davon.“

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