„Nicht kaufen ohne Bestätigung“

■ Der Kieler Toxikologe Otmar Wassermann empfiehlt, nur garantiert PCP- und Lindan-freie Kokosmatratzen zu kaufen

Otmar Wassermann, Leiter des Instituts für Toxikologie an der Universität Kiel, hat als einer der ersten die gesundheitlichen Belastungen durch Pestizide wie Pentachlorphenol (PCP) und Lindan auch politisch thematisiert. Er war maßgeblich daran beteiligt, die schleichende Vergiftung durch PCP-haltige Holzschutzmittel und die Verantwortung der Hersteller vor deutsche Gerichte zu bringen.

taz: Bei Untersuchungen sind Gifte wie Pentachlorphenol und Lindan in Kindermatratzen aus Kokosfasern entdeckt worden. Darf es diese Stoffe in Kindermatratzen überhaupt geben?

Wassermann: Nein, natürlich nicht.

Aber in Teppichböden sind doch bis zu 100 Mikrogramm Belastung durch diese Gifte erlaubt.

Die Hersteller müssen alles tun, und wenn sie's nicht tun, müssen sie gezwungen werden, diesen Wert von 100 Mikrogramm schrittweise zu unterschreiten – zur Sicherheit der Kinder. Die heute vorgeschriebenen 100 Mikrogramm dürfen nur ein erster Schritt sein.

Mag ja sein. Aber die Praxis sieht doch ganz anders aus. Es gibt ja offensichtlich keine klar definierten Grenzwerte und die Richtwerte, die für die verschiedenen Prüfsiegel gelten, schwanken erheblich. Das frühere Bundesgesundheitsamt und in seiner Nachfolge das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BGVV) gehen für Kindermatratzen noch immer von der Chemikalienverbotsverordnung aus, die auch für die Matratzen eine Belastung von 5.000 Mikrogramm als Grenzwert vorsieht.

Also, dieser Wert ist absolut indiskutabel, der ist viel zu hoch. Aber das kennt man ja von dieser Behörde, daß sie immer industriefreundlich bewertet. Auch die 500-Mikrogramm-Grenze, die im Öko-Tex-Standard genannt wird, ist definitiv zu hoch. Es muß eine flächendeckende Analytik her.

Und was sollen Eltern, die Käuferinnen und Käufer solcher Kokosmatratzen, tun?

Die Käufer müssen sich vor allem schriftlich bestätigen lassen, daß das Produkt frei ist von Lindan und PCP. Und frei heißt null Prozent. Es darf auch keine anderen Pyrethroide (Pestizide, die heute als Ersatz für Lindan eingesetzt werden, d.Red.) enthalten. Und wenn dann Beschwerden auftreten, dann sind die Lieferanten dran. Wenn sie's nicht schriftlich geben wollen, dann wird so eine Matratze eben nicht gekauft!

Interview: Klaus Wittmann