Bleibeinige Unsicherheit

■ Beim 3:0 gegen Schalke siegt nicht Werder Bremen, sondern die Langeweile

Bremen (taz) – Christian Brand wird von Andi Herzog bedient, hält den Ball genau so lange, daß er ihn wieder zentimetergenau zwischen zwei Schalker Abwehrspielern hindurch auf Herzog passen kann, der eine Lücke in der gegnerischen Defensiv-Reihe erspäht hatte. Die 66. Minute im Spiel Werder Bremen gegen Schalke 04, wir notieren: ein pfiffiger, gelungener Spielzug, der erste! Da stand es schon 2:0 für die Bremer, kurz vor Schluß köpfte Bode für Werder noch ein Tor, doch was heißt das schon. Am Ende hatte eine mittelmäßige Mannschaft gegen eine noch mittelmäßigere gewonnen.

Verunsicherung, das war das Schlüsselwort des Spiels. Werder: Einem Superspiel gegen die Bayern war ein gnadenloses Gegurke bem Tabellenletzten Bielefeld gefolgt. Werder: immer wieder auf dem Sprung in die Tabellenspitze, und immer wieder kräftige Hopser retour ins tabellarische wie spielerische Mittelmaß. Und die Schalker hatten eine ganze Serie von Heimniederlagen und den Rausschmiß von Jörg Berger mit im Psychogepäck. Aber immerhin: Sie hatten einen neuen Trainer, der einen Seelenschub versprochen hatte. So begann das Spiel mit 20 Minuten Gelsenkirchener Bemühungen gegen bleibeinige Bremer Unsicherheit. Doch weiter als bis zur Strafraumgrenze reichte das spielerische Potential der Schalker selten.

Obwohl selbst unterhalb ihrer Möglichkeiten, hielt die Bremer Defensive, und bald brach der Schalker Willen in sich zusammen. Bode war in den Strafraum gestürmt, Linke war ihm in die Parade gerutscht. Den Elfmeter verwandelte Herzog im Nachschuß. Nicht, daß hernach die Bremer befreit aufgespielt hätten, dazu war das Mittelfeld zu ideenlos. Aber die Depression, die die Schalker fortan ergriffen hatte, hätte so ziemlich jede Mannschaft in den Sieg stolpern lassen. Daß es dann wiederum Linke war, dem als letzter Mann der Ball derart verhopselte, so daß Bode mühelos davontraben und einkicken konnte, war nur ein Schalker Symptom. Da allerspätestens war Schalke wieder auf dem Boden der derzeitigen Möglichkeiten angekommen: im Mittelmaß, weit weg von den UEFA-Cup- Plätzen. Eben genau da, wo die Bremer schon in der letzten Saison waren. Jochen Grabler

FC Schalke 04: Lehmann - Thon - Linke, Kurz - Latal (61. Held), Dooley (78. Schön), Nemec (61. Wilmots), Müller, Anderbrügge - Mulder, Max

Zuschauer: 34.719, Tore: 1:0 Herzog (34./ Foulelfmeter), 2:0 Bode (58.), 3:0 Bode (90.)

Gelb-Rot: Mulder (74.) wegen Foulspiel

Werder Bremen: Reck - Pfeifenberger, Wolter, Schulz - Wiedener, Todt, Eilts (85. Unger), Herzog (81. Skripnik), Brand - Labbadia, Bode