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Nur eine kühne Idee: Mehr Geld für Kultur

■ Unter dem Motto: „In Kultur investieren“ lud die SPD aufs Podium, doch statt großer Visionen gabs nur stille Bescheidenheit

Ein Glück, daß der christdemokratische Innensenator Ralf Borttscheller seinen Haushalt überzogen hat. So nämlich bekam neben dem CDU-Mann auch die für Kultur und Bildung zuständige Senatskollegin Bringfriede Kahrs (SPD) nach einem Ratschluß des Koalitionsausschusses vom September für die nächsten beiden Jahre jeweils zehn Millionen Mark mehr. Weil drei Millionen davon an die Kultur gehen sollen, ist der Krach um die Knete erstmal beigelegt. Zeit also, wieder miteinander zu reden; Muße auch, einander zuzuhören und dabei Gefahr zu laufen, sich einlullen zu lassen.

„In Kultur investieren“ stand da gestern an der Wand im Festsaal des Abgeordnetenhauses am Markt - die SPD hatte eingeladen, was in der Szene Rang und Namen und für den Geschmack des üblichen Nörglers zu viel von beidem hat. „In Kultur investieren“: Die SPD - schon immer forsch im Wort und doch von Forderungen wie „Verschafft auch dem Arbeiter kostenlos Zugang zur Kultur“ schon abgewandt - setzt zwar kein Frage- noch ein Ausrufezeichen, aber heftet sich den Slogan gleichwohl an die Hühnerbrust. Und das hört sich dann so an:

„Wir wollen den Stellenwert der Kultur erhöhen.“ Und: „Es könnte eine Trendwende in der Kulturpolitik eingeleitet werden“, erklärte Bringfriede Kahrs zum Auftakt. Doch das klingt nicht, wie Reiner Kaminski von der Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur forderte, nach einer Verdoppelung des Kulturetats, sondern nach kleinen Schritten. Kahrs spricht von „Kürzungen, die abgewendet werden“, oder von „Eckwerten, die leicht“ und später vielleicht noch leichter erhöht werden. Weil der Rasenmäher vorläufig im Schuppen bleibt, raspelt Süßholz. Denn das Geld ist da, es ist nach Kahrs Angaben nur „falsch ressortiert“ und wird wie im Fall der Justus-Frantz-Scheinchen auch mal verballert. „Das war ein Desaster“, sagt SPD-Wirtschaftspolitiker Detmar Leo und spricht so etwas wie „wir haben verstanden“ oder „soll nich' wieder vorkommen“.

Doch man muß ja nicht nur vom Geld reden. Nehmen wir statt dessen die kühne Frage der Tagungsorganisatorin Carmen Emigholz: „Was wäre, wenn Museen, Theater und Musikgruppen trotz der schwierigen Haushaltslage mehr Geld zur Verfügung hätten?“

Uiuiui, da läßt sich's träumen, fordern, fabulieren. Doch was tun namhafte Vertreter der Szene, die uns seit Jahren in die Feder diktieren „noch 'ne Kürzung, und wir müssen aufhören“? Sie sagen: Eine, in Worten: eine Pressesprecherin hätten wir gern, oder eine Verwaltungskraft oder eine Überfallmeldeanlage. Schön bescheiden das.

Christoph Köster

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