: Maschinenbauer Traub quasi zahlungsunfähig
■ Der Werkzeugmaschinenhersteller Traub schreibt seit fünf Jahren rote Zahlen. Gestern mußte er Vergleich anmelden. Jetzt wird nach einem Investor gesucht
Reichenbach (dpa/rtr) – Der renommierte Werkzeugmaschinenhersteller Traub AG ist nach Unternehmensangaben beinahe zahlungsunfähig und hat deshalb gestern einen gerichtlichen Vergleich beantragt. Betroffen seien auch die Konzernunternehmen Traub Drehmaschinen GmbH und die ostdeutsche Tochter Traub-Heckert Vertriebs GmbH, teilte das Unternehmen in Reichenbach mit.
Seit fünf Jahren schreibt die zu den führenden Herstellern von Dreh- und Fräsmaschinen zählende Firma rote Zahlen. Das Unternehmen wird mit einem harten Preiskampf in seiner Branche konfrontiert. Viele Unternehmen haben sich immer noch nicht von dem Marktzusammenbruch Anfang der 90er Jahre erholt, bei dem die Preise für Werkzeugmaschinen in den Keller geraten waren.
Die rund 1.100 Mitarbeiter des Reichenbacher Stammwerks – insgesamt beschäftigt der Konzern fast 3.000 Menschen, davon 1.750 im Inland – hatten erst im März einer befristeten Gehaltskürzung um acht Prozent zugestimmt. Vor einigen Tagen hatte Traub zudem die Hälfte seiner Beteiligung an der Maschinenfabrik Hermle AG in Gosheim verkauft. Jetzt werde mit einem Investor, der in die Gruppe als Ganzes einsteigen wolle, nach Angaben von Vorstandschef Gerhard Protze weiter verhandelt. Es gebe auch Interessenten für Teilbereiche des Konzerns, der im vergangenen Jahr 521 Millionen Mark umsetzte und dabei einen Verlust von 16,9 Millionen Mark einfuhr. Im ersten Halbjahr 1996 allein betrug der Verlust dann weitere 16,4 Millionen Mark. 1995 spielte der Konzern 58 Prozent seines Umsatzes im Ausland ein.
Protze versicherte, das 1938 gegründete Unternehmen werde erhalten, wenn auch möglicherweise mit leicht reduzierter Belegschaft. Für die notwendige Entschuldung müßten Banken, Aktionäre, Lieferanten und Beschäftigte Beiträge leisten, erklärte Protze. Daß dem Vergleich kein Konkurs folge, darüber gab er sich zuversichtlich.
Damit ein Vergleich klappt, müssen die Gläubiger wenigstens 35 Prozent ihrer Forderungen erhalten. Ob die Banken auf Forderungen verzichteten, sei noch offen. Der Bankenpool hatte Traub bereits im Frühjahr mit Zins- und Tilgungsstundungen sowie neuen Krediten von 30 Millionen Mark unter die Arme gegriffen. Der Börsenhandel mit Traubaktien blieb gestern ausgesetzt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen