: Keime mögen Wasserfilter
■ Tischgeräte zur Wasseraufbereitung halten nicht, was sie versprechen. Bei unsachgemäßer Bedienung können sie die Wasserqualität sogar verschlechtern. Entscheidend ist die Qualität der Rohrleitungen
Viele Verbraucher trauen dem kühlen Naß nicht mehr, das aus dem Wasserhahn fließt. Erst im September schlug die Stiftung Warentest Bleialarm: „Die Belastung des Trinkwassers durch Bleirohre ist weit höher als bisher bekannt, vor allem im Osten und Norden Deutschlands.“ Je mehr das Trinkwasser ins Gerede kommt, desto üppiger blüht das Geschäft mit Wasseraufbereitungsgeräten. Viele Verbraucher kaufen sich einen Wasserfilter, um das Trinkwasser aus der Leitung geschmacklich zu verbessern und eventuell vorhandene Umweltschadstoffe herauszufiltern.
Die Hersteller von Wasserfiltern versprechen viel in ihren Werbeprospekten, beispielsweise „schlechtes Wasser gut und gutes Wasser besser zu machen.“ Die Stiftung Warentest und Ökotest haben mehrere Tischwasserfilter auf ihre Leistungsfähigkeit hin untersucht. Das Ergebnis ist ernüchternd: Ihre Wirksamkeit ist begrenzt, vor allen Dingen droht bei Fehlbedienung sogar eine Verschlimmbesserung der Wasserqualität.
Die getesteten transportablen Kleingeräte kosten zwischen 20 und 55 Mark und funktionieren alle nach dem gleichen Prinzip. Die kleinen Wasserfilter arbeiten mit auswechselbaren Filterpatronen, durch die das Wasser fließen muß, um in einen Vorratsbehälter zu gelangen. Gefüllt sind die Patronen mit hirsekorngroßen Aktivkohlestückchen und winzigen Kunststoffkügelchen, an deren Oberfläche der sogenannte Ionenaustausch stattfindet. In der Funktionsprüfung wurde vor allen Dingen untersucht, in welchem Maße die Filter bestimmte Inhaltsstoffe aus dem künstlich zusammengemixten Testwasser im Laufe der empfohlenen Patronenbetriebszeit entfernen können.
Ein Augenmerk bei den Tests galt der sogenannten Wasserhärte, also der Summe der Calcium- und Magnesiumionen. Wer gerne Tee trinkt und hartes Wasser hat, kennt das Problem: Auf dem Tee schwimmt eine braune Haut und er schmeckt oft abscheulich. Hier schaffen die Wasserfilter die versprochene Abhilfe. Sie enthärten das Wasser und befreien es von Geschmacks- und Geruchsstoffen wie Chlor. Die Enthärtungsleistung der Wasserfilter schwankt jedoch erheblich, am Ende der Kartuschennutzungszeit liegt sie bei vielen Geräten nur noch bei 40 Prozent.
Die Entfernung von enventuell im Wasser enthaltenen Schwermetallen wurde exemplarisch bei Blei geprüft. Im Test der Stiftung Warentest schaffte nur ein Filter die mindestens 80prozentige Elimination, bei allen übrigen Testkandidaten sank der Wirkungsgrad im Laufe der Zeit deutlich ab. Nitrat und Pestizide konnten nur die wenigsten Geräte in zufriedenstellendem Maße zurückhalten. Fazit Ökotest: Keiner der Tischfilter kann alles.
Ein großes Problem stellt die Verkeimung der Geräte dar. Bei nicht vorschriftsmäßigem Gebrauch entstehen mikrobiologische Probleme: Laut Stiftung Warentest konnte schon nach fünftägiger Betriebspause kein Filter unter Versuchsbedingungen (nach drei Vierteln der vorgesehenen Betriebszeit) die Grenzwerte der Trinkwasserverordnung einhalten. Ökotest ermittelte schon nach 12 Stunden zwischen 240 und 2.300 Keime pro Milliliter in den Vorratsgefäßen der Filter. Wasser, das kein Wasserwerk verkaufen dürfte, denn laut Trinkwasserverordnung dürfen maximal 100 Keime im Milliliter zu finden sein.
Nicht zuletzt ist das „Tischfiltern“ eine teure Angelegenheit. Der Preis für einen Kubikmeter Wasser, den die Wasserwerke für durchschnittlich knapp vier Mark liefern, verteuert sich durch den Einsatz der kleinen Wasserfilter mit ihrem ständigen Patronenbedarf um 65 bis 250 Mark. „Wasserfilter halten nicht das, was die Werbung verspricht. Das Herausfiltern der Schadstoffe kann vom Verbraucher nicht kontrolliert werden“, sagt Petra Czechleba, Biologin und Umweltreferentin bei der Verbraucherzentrale Berlin. „Wenn der Filter voll ist, kann es sogar zum konzentrierten Hineinbringen der im Filter gesammelten Schadstoffe kommen. Wenn man mit der Gesundheit seiner Kinder nicht spielen möchte, sollte man auf solche Wasserfilter besser verzichten.“ Gibt es Probleme mit Hauswasserleitungen, so sei es ratsam, Wasser zum Trinken abzunehmen, das nicht lange in der Leitung gestanden hat. Das Problem von Blei im Trinkwasser lasse sich letztendlich nur durch den Austausch der Rohrleitungen endgültig lösen. „Wenn im Wasser über den Grenzwerten der Trinkwasserverordnung liegende Bleiwerte nachgewiesen werden, kann der Vermieter auf gerichtlichem Wege dazu gezwungen werden, die Bleirohre zu ersetzen“, so Czechleba. Ihr Tip für Teetrinker: „Das Wasser im Kessel zwei- bis dreimal aufwallen lassen. Dadurch setzt sich der Kalk am Kesselboden ab, und man hat dann keine Schlieren mehr auf dem Tee.“ Volker Wartmann
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