: „Druck schadet nur“
■ Bremer CDU-Frau Elisabeth Motschmann kritisiert die Frauenquote - obwohl Männer es „leichter haben“
Heute wollen die CDU-Delegierten auf ihrem Bundesparteitag in Hannover ein „Frauenquorum“ beschließen. Ein Drittel aller Ämter und Mandate soll danach künftig mit Frauen besetzt werden. Ein entsprechender Antrag scheiterte im letzten Jahr. Zum Vergleich: Grüne Frauen stellen laut Statut mindestens die Hälfte aller Posten und bei der SPD müssen 40 Prozent aller Parteiämter an Frauen vergeben werden. In der Bremer CDU sitzen 26,3 Prozent Frauen im Landesvorstand. In den Kreisvorständen sind 30 Prozent Frauen vertreten, in den Ortsvorständen 27 Prozent. Wir sprachen mit Elisabeth Motschmann, der stellvertretenden Bremer Landesvorsitzenden, über das Frauenquorum aus Bremer Sicht.
taz: Sind die Frauen bei Ihnen ausreichend repräsentiert?
Elisabeth Motschmann, stellvertretende Landesvorsitzende der CDU: In der CDU-Fraktion sind bereits 30 Prozent der Abgeordneten Frauen. Das ist eine gute Leistung.
In der Partei ist allgemein bekannt, daß Sie Quotengegnerin sind.
Das ist richtig. Ich habe mich immer dagegen gewandt und bin auch heute der Meinung, daß es der bessere Weg ist. Wenn Frauen so überzeugend in ihrer Leistung und ihrem Engagement sind, kommen sie dadurch automatisch in die Ämter. Denn Frauen, die nur aufgrund einer Quote in irgendein Amt kommen, schaden der Sache der Frauen mehr als daß sie ihr nutzen. Mir ist bewußt, daß es Männer in vielen Bereichen leichter haben. Aber mir ist es lieber, es geht langsam und solide, als daß wir mit Druck Frauen in Positionen heben, denen sie dann möglicherweise nicht gewachsen sind.
Oft können Frauen noch so qualifiziert sein, doch die Männer blocken sie im Wahlgang einfach ab. Eine Quote könnte da einiges erleichtern.
Das trifft auf immer weniger Männer zu. Sie verstehen zunehmend, daß ohne Frauen politische Arbeit nicht mehr denkbar ist. Das müssen einige noch lernen. Aber ich bin optimistisch, daß sie das schaffen werden.
Wie sieht es bei den Bremer Männern in der CDU aus?
Wir haben großes Glück, daß Bernd Neumann sich engagiert bemüht hat, Frauen in die Partei zu holen. Ich selber gehöre auch dazu. Ich war vorher in Schleswig-Hol- stein sehr aktiv und bin dann nach Bremen gekommen, ohne mich zunächst aktiv parteipolitisch zu engagieren. Neumann hat mir dann gesagt, daß die Partei mehr engagierte Frauen brauche, die auch für Ämter kandidieren. Diese Herausforderung habe ich angenommen.
Trauen sich die Frauen nicht, weil die Männer immer vorpre schen?
Es ist zu einfach zu sagen, die Männer seien an allem Schuld. Frauen müssen häufig erst überzeugt werden, daß sie in der Politik bestehen und ebenso erfolgreich sein können wie Männer. Wir haben viele gut ausgebildete Frauen, die natürlich oft Beruf und Familie vereinbaren. Die drängen natürlich nicht sofort in ein drittes Aufgabenfeld. Ihnen muß man sagen: Das schafft ihr. Die Männer gehen einfach rein in die Ämter und sagen: Wollen wir mal schauen.
Wie werden die Bremer Delegierten jetzt abstimmen?
Wir haben die Abstimmung für unsere fünf Delegierten auf dem Bundesparteitag freigegeben. Was da abgestimmt werden soll, ist eine sehr abgeschwächte Form der Quote und da würde auch ich sagen: Gut, nun würde ich nicht mehr den großen Kampf dagegen anstrengen. Das ist jetzt einfach der Versuch, es Frauen zu erleichtern.
Fragen: Katja Ubben
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