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Unterm Strich

Meuterei! Empörung! Ein Schlachtruf zieht durchs Land: Keinen Fußbreit der Rechtschreibreform. Laut einer Umfrage des Meinungsinstituts Forsa im Auftrag der Deutsche Welle tv lehnen mehr als drei Viertel der Deutschen eine Veränderung ab. Im Bericht heißt es weiter, daß sich die Ablehnung durch alle Bevölkerungsgruppen ziehe, unabhängig von Alter oder Bildungsstand.

Dennoch kann die Reform nicht mehr gestoppt werden. Darin sind sich die Ministerpräsidenten der SPD-geführten Länder Hessen, Rheinland-Pfalz und Schleswig- Holstein als auch die Unions-Länder Baden-Württemberg, Thüringen und Bayern einig. „Auch in einem demokratischen Prozeß gibt es irgendwann einen Schluß der Debatte, ob man die Entscheidung innerlich akzeptiert oder nicht“, sagte der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU). Der Abteilungsleiter Kultur im Bundesinnenministerium, Wolfgang Bergsdorf, steht ebenfalls zum Reformprogramm. Er empfinde es als ärgerlich, daß die „Frankfurter Erklärung“ der Schriftsteller und Verleger (siehe taz, 8. 10.) gegen die Reform so lange nach der „rechtsgültigen Vereinbarung“ der Länder abgegeben worden sei, sagte Bergsdorf im Interview der Welt am Sonntag. Nun sehe er „null Chancen“, daß der „Dichter- Protest“ Erfolg haben könnte.

Auch der Deutsche Philologenverband lehnt einen Stopp der Rechtschreibreform ab. Die Kritik von Schriftstellern und Verlagen sei überzogen und die Gegenargumente in der mehr als zehnjährigen Reformdebatte seien längst widerlegt, sagte der Vorsitzende der Gymnasiallehrer-Organisation, Heinz Durner, am Samstag der dpa. Durner appellierte an Literatur und Medien, die bereits an vielen Schulen eingeleitete Reform zu unterstützen, statt weiter zur Verunsicherung und Verwirrung beizutragen. Eltern, Schüler und Lehrer benötigten jetzt wie die Schulbuchverlage Planungssicherheit.

Wissenswertes aus Schwieberdingen: Dort haben Archäologen eine jungsteinzeitliche Siedlung aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. entdeckt. Wie Vertreter des Landesdenkmalamtes von Baden-Württemberg am Freitag erläuterten, stieß man bei Grabungen nach einem römischen Gutshof außerdem auf eine keltische Niederlassung aus dem 6./5. Jahrhundert v. Chr. und in der Nachfolge des römischen Hofes auf ein bisher unbekanntes mittelalterliches Dorf.

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