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Hutu auf der Flucht

■ Hundertausend fliehen vor Kämpfen in Ostzaire. UN-Vermittler eingeschaltet

Bujumbura/Berlin (taz/AFP) – Anhaltende Kämpfe zwischen der zairischen Armee und Rebellen der Tutsi-Gruppe Banyamulenge in Ostzaire haben in den letzten Tagen 100.000 Hutu zur Flucht veranlaßt. Sie verließen die Lager, flohen in die Stadt Uvira oder in umliegende Wälder. Von Hilfsorganisationen, die ihre Mitarbeiter zum Teil abgezogen haben, können sie wegen der Kämpfe nicht versorgt werden. Das UN-Flüchtlingswerk sprach gestern von einer „katastrophalen Lage“.

UN-Generalsekretär Butros Butros Ghali schickte gestern einen Sonderbotschafter in die Region, der sich um eine Lösung in dem Krisengebiet kümmern soll. Die UN befürchtet, daß die tutsi- dominierten Nachbarregierungen von Ruanda und Burundi in den Konflikt eingreifen könnten. Bereits im September beschossen sich ruandisches und zairisches Militär im zairischen Bukavu. Beide Länder beschuldigen sich der Destabilisierung durch die Unterstützung von Milizen.

Die zairische Armee hat mittlerweile ihre Ausrüstung mit schwerem Gerät aus der Hauptstadt Kinshasa verstärkt. Die Rebellen scheinen besser als die Armee ausgestattet zu sein. Zairische Soldaten haben nicht zuletzt deshalb am Freitag die Kommunikationsgeräte einer Missionsstation geplündert, wie Caritas International berichtete.

Der Konflikt zwischen den zairischen Behörden und der Tutsi-Gruppe Banyamulenge schwelt seit Jahrzehnten. Angeheizt wurde er 1994 durch dem massiven Flüchtlingsstrom von Hutu aus Ruanda und Burundi nach Ostzaire. Zudem hatte die Androhung Zaires, die 400.000 Banyamulenge auszuweisen, die Lage letzte Woche verschärft. Hutu-Milizen, die für den Völkermord in Ruanda verantwortlich sind, haben in mehreren Fällen gemeinsam mit der zairischen Armee gegen zairische Tutsi-Minderheiten in der Region gekämpft. Die Region Masisi im Nord-Kivu wurde auf diese Weise von dem Tutsi-Stamm der Banyaruanda „ethnisch gesäubert“. Diese Gruppe hatte jedoch im Gegensatz zu den Banyamulenge keine Guerilla gebildet. ds

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