: „Ein Rückzug ist jetzt nicht möglich“
■ Interview mit Peter Conradi, für die SPD im Bundestag, zur Weiterkandidatur der Partei
Peter Conradi unterlag 1974 als Oberbürgermeisterkandidat der SPD in Stuttgart gegen Manfred Rommel (CDU).
taz: Herr Conradi, der SPD- Kandidat ist abgeschlagen und will dennoch im zweiten Wahlgang wieder antreten. Warum verzichtet er nicht zugunsten des besserplazierten Grünen Rezzo Schlauch? Ist die Rolle des „kleinen Bruders“ für die SPD zu neu?
Peter Conradi: Nein. Rainer Brechtken und die Stuttgarter SPD hatten ihren Wahlkampf inhaltlich anders angelegt als Rezzo Schlauch. Bei den wichtigen Themen wie dem Standort der Messe oder „Stuttgart 21“ vertreten sie gegensätzliche Positionen, die sich nicht vereinbaren lassen. Deshalb ist ein Rückzug jetzt nicht möglich.
Da liegt Brechtken eher auf der Linie des CDU-Kandidaten ...
Richtig.
Ist durch die Weiterkandidatur der SPD nicht eine rot-grüne Alternative in Baden-Württemberg in weite Ferne gerückt?
Wenn die SPD jetzt verzichtet, würden ihre inhaltlichen Aussagen im Wahlkampf unglaubwürdig. Es ist aber auch klar, daß die Stuttgarter SPD-Führung mit dieser Entscheidung eine rot-grüne Option für absehbare Zeit ausschließt.
Bedauern Sie das?
Ja.
Haben Sie denn dem SPD-Kandidaten etwas anderes empfohlen?
Ein früherer Verlierer hat keine Ratschläge zu geben.
Wird es denn jetzt in der SPD nicht zu einer Kontroverse über die Weiterkandidatur kommen?
Nein. Die Mehrheit will, daß Reiner Brechtken noch einmal antritt, und die Minderheit will keine öffentliche Diskussion. Natürlich gibt es grundsätzliche Fragen über den Zustand der SPD in Stuttgart. Aber die werden nach dem zweiten Wahlgang diskutiert.
Nun hat bereits ein zweiter SPD-Bewerber seine Kandidatur für den zweiten Wahlgang angedeutet ...
Ich halte es für unwahrscheinlich, daß der Pforzheimer Oberbürgermeister Joachim Becker antritt. Er würde dem CDU- und dem SPD-Kandidaten Stimmen wegnehmen und Rezzo Schlauch nur stärken.
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