■ Standbild: Minimale Message
„Huren, Harleys, Heroin“, Di., 22.05 Uhr, RTL2
Huren kamen in Ejo Eckerles Miami-Reportage gar nicht vor. Trotzdem werden sie benötigt. Denn sie sind zweisilbig, beginnen mit „H“ und sind somit unverzichtbarer Bestandteil rhythmischer Dreiklänge wie „Biker, Busen, Büchsenbier“, mit denen RTL2 seine Reihe kennzeichnet wie ein Hund, der sein Revier mit Pisse absteckt.
Die Themen wechseln, der Film ist immer derselbe. Auf Dreisatzgeplauder mit Howi Carpendale, der immer schon auf einem Golfplatz leben wollte, folgte Abgefragtes von Models und deutschstämmigen Hoteliers, deren Duktus davon zeugt, daß sie sich Mühe geben, die deutsche Sprache zu verlernen. Andere erlernen Deutsch am Stammtisch mit Schnitzel und Bier: „Das Deutschlandlied ist Deutschland, Deutschland über alles“, erklärte eine Lehrerin ihren Eleven.
Das Groteske dieser Bilder kann und soll sich nicht entfalten, denn auf die Minimalbeobachtungen erfolgt stets der gnadenlose Zugriff des Formats – schnell geschnittene Bilder, die im Takt der Popmusik wackeln, und Off-Kommentare, die Information vortäuschen: „Wer hier wohnt, muß genügend Geld haben.“
Dieser Reportagetyp ist die filmische Entsprechung des teilnahmslosen Durchblätterns der Hochglanzmagazine. Die genormte Minimal-Message all dieser Pseudo-Dokus zelebriert die Exotik des Perversen (Stierkampf oder sich betrinkende Harley-Biker) oder die soapoperamäßige Ausstellung gut gebauter Körper, denen es „wegen dem guten Wetter“ immer nur gutgeht. Die Fiktion eines euphorischen Lebensgefühls wird weder hinterfragt noch dokumentiert, sondern rein werbeästhetisch kommuniziert. Der Sinn ist nichts, das Format alles.
Nach oberflächlichen Blicken ins Drogenmilieu sind wir ruck, zuck bei „Miami Vice“: Ein sich Entlanghangeln an perfekt wiedererkennbaren Schlüsselreizen. Wie ein Satellit unkreist die Kamera feiste Brüste. Den glotzenden Männern ist es „egal, ob sie echt oder falsch sind“. Das trifft auch auf den Film zu. Manfred Riepe
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