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Anschläge auf Bahnstrecken in Norddeutschland

■ Lokführer wurde verletzt. Waren es AKW-Gegner oder ein technischer Defekt?

Hannover/Hamburg (AP/dpa/ rtr) – In Norddeutschland sind am Mittwoch morgen erneut Anschläge auf Bahnstrecken verübt worden. Dabei wurde ein Lokführer verletzt, der Zugverkehr zwischen Hamburg und Bremen sowie Hamburg und Kiel kam weitgehend zum Erliegen. Im Berufsverkehr kam es zu heftigen Verspätungen. Als Urheber der zwei Anschläge vermutet die Bahnpolizei wie in früheren Fällen Gegner der Castoratomtransporte ins niedersächsische Zwischenlager Gorleben. Ein Bekennerschreiben liegt jedoch nicht vor.

Betroffen waren die Bahnstrecken zwischen Neumünster und Kiel sowie zwischen Hamburg und Buchholz. Wie das Lagezentrum des niedersächsischen Innenministeriums und das Bahnpolizeiamt Hamburg mitteilten, kam in der Nacht um 3.35 Uhr ein in Richtung Bremen fahrender Personenzug auf der Strecke zwischen Hamburg-Harburg und Buchholz offenbar durch eine Hakenkralle zum Stillstand. Bei dem Zwischenfall in der Gemarkung Klecken wurde die Oberleitung auf 400 Metern heruntergerissen. Ein dabei umgestürzter Querträger der Oberleitung durchschlug die Frontscheibe der Lokomotive eines entgegenkommenden Güterzuges, so daß der Lokführer durch Glassplitter an den Augen verletzt wurde.

Der Sprecher des Lagezentrums in Hannover erklärte aber, neben einem Anschlag sei auch ein technischer Defekt als Ursache nicht völlig auszuschließen. Bereits eine Stunde zuvor war gegen 2.35 Uhr ein Anschlag auf der Strecke Neumünster–Brockstedt in Schleswig- Holstein verübt worden. Auch dort wurde nach Angaben der Bahnpolizei die Oberleitung beschädigt. Ein in Richtung Hamburg fahrender Güterzug kam aufgrund des Schadens zum Stillstand. Beim Absuchen der Umgebung war eine Hakenkralle gefunden worden.

Unterdessen äußerte Bundesumweltministerin Angela Merkel (CDU) in einem Zeitungsinterview, daß der nächste Atommülltransport in das Zwischenlager Gorleben noch vor dem Frühjahr 1997 stattfinden müsse. Das niedersächsische Innenministerium wies die Forderung Merkels umgehend zurück.

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