: Soviel Unordnung muß Schriftkultur aushalten
■ betr.: „Zivile Sabotage“, taz vom 14.10. 96
Aufruf zur „zivilen Sabotage“? Sabotage der Sozialkürzungspläne der Bundesregierung vielleicht? Nein, die „Sabotage der Rechtschreibreform“ fordert der engagierte Streiter Enzensberger.
Es ist erstaunlich, wie sehr man an dieser mit preußischem Geist angefüllten Rechtschreibung der Jahre 1901 bis 1998 hängen kann, eine Rechtschreibung, die nur mit eiserner Disziplin beherrschbar war und die mit ebensolcher Disziplin überwacht wurde. In diesem Jahrhundert hat es wahrhaftig furchtbarere Dinge gegeben als zwei dürftige Rechtschreibordnungen der deutschen Schriftsprache.
Bei der Umsetzung der Reform sollte man allerdings nicht so tun, als habe es die Rechtschreibung des 20. Jahrhunderts nicht gegeben. Da ohnehin nur weniger als ein Prozent der Schreibweisen sich ändern, besteht außerdem keine Veranlassung – aus Erwägungen der Sauberkeit und Gründlichkeit etwa – nun alle Bücher einzustampfen. Soviel Unordnung (zumal im Übergang) muß eine Schriftkultur aushalten können. Christian Solle, Kassel
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