: Hochseil-Rocker statt Sägemehl
■ Der Zirkus Flic Flac gastiert mit seiner „Gnadenlos-Tour“ in der Hansestadt / Klamauk, Akrobatik, Tanz und Schauspiel
Der Geruch von Sägemehl, männchenmachende Pudel, traurige Clowns, liebenswert-schrummelige Zirkusmusik. Das, was einen Zirkus zum Zirkus macht und (Kinder-) Herzen höher schlagen läßt, das hat das „Circus-Theater Flic Flac“ nicht zu bieten. Statt dessen gibt es eine Mixtur aus Artistik, Variete und Schauspiel vom Feinsten.
„Flic Flac“ hat zwar die Manege nicht neu erfunden, dafür aber eine moderne Variante der Zirkuskunst kreiert: Auf dem Kopf tanzende Break-dancer, Bungee-Springer und Hochseil-Rocker ohne Netz und doppelten Boden sorgen für ein „gnadenlos“ rasantes Tempo; Straßengangs kämpfen tanzend gegeneinander, die „Bluesbrothers“ grölen kopfüber auf einem Riesentrampolin. 1989 erfüllten sich die beiden Artisten-Brüder Benno und Lothar Kastein den Traum vom anderen Zirkus und gründeten das „Circus-Theater“ in Bocholt. Nach den ersten dürren Jahren hat „Flic Flac“ sich etabliert.
Über 30 internationale ArtistInnen sorgen für ein Power-Paket aus Musik, Lichteffekten und Akrobatik. Besonders stolz sind die Gründer darauf, daß ihre von zwei französischen Choreographen entworfene Aufführung „keine Aneinanderreihung verschiedener Darbietungen ist, sondern ein in sich verschmolzenes Spektakel“. Trotz aller perfekten Technik: Auch bei Flic Flac finden sich bekannte Zirkusanleihen wieder. Da gibt es die Restaurant-Nummer, mit einem schlechtgelaunten Kellner oder die beiden Hausmeister, die dauernd stören und das Publikum zum Narren halten. Das „Circus-Theater“ gastiert mit seiner „Gnadenlos-Tour“ zum ersten und vorerst letzten Mal in Bremen. Danach heißt es für die über 100 Zirkus-Leute: ab nach Mallorca. Die spanische Regierung hat das Theater für die nächsten fünf Jahre fest gebucht.
hoff
Flic Flac: 8. - 24.11.1996, Grünenkamp; täglich, außer Montag, 20 Uhr; Samstag/Sonntag auch um 15 Uhr, Kartentel.: 50 30 00.
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