: Schwarzer Aufstand nach Erschießung in Florida
■ Auslöser: Weiße Polizistin tötete schwarzen Autofahrer bei einer Verkehrskontrolle
St. Petersburg (Reuter) – Die Erschießung eines Schwarzen durch weiße Polizisten bei einer Verkehrskontrolle hat am Donnerstag abend (Ortszeit) schwere Unruhen in St. Petersburg im US-Bundesstaat Florida ausgelöst. Bewohner eines überwiegend von Farbigen bewohnten Viertels im Zentrum lieferten sich stundenlange Straßenschlachten mit der Polizei. Erst am Freitag morgen hatte die Polizei die Lage unter Kontrolle.
Eine Polizeisprecherin sagte, viele Menschen seien verletzt, Fahrzeuge und Häuser in Brand gesteckt worden. Insgesamt seien rund 20 Personen festgenommen worden. Die Stadtverwaltung setzte Gespräche mit Vertretern der Schwarzen an, um weitere Proteste zu verhindern.
Auslöser der Krawalle war, daß eine weiße Polizistin einen schwarzen Autofahrer erschossen hatte, der zu schnell gefahren war. Die Polizistin und ihr ebenfalls weißer Kollege hatten nach eigenen Angaben Angst, daß der Mann sie überfahren wollte. Zeugen der Verkehrskontrolle in einem als Drogenumschlagplatz bekannten Viertel von St. Petersburg dagegen erklärten, der Fahrer habe die tödlichen Schüsse nicht provoziert. Eine Zeugin sagte im Fernsehen: „Sie hat ihn wegen nichts erschossen.“ Ein anderer Bewohner sagte: „Wir sind es leid. Wir sind es leid, was da draußen mit unseren Brüdern geschieht.“ Der Angeschossene starb auf dem Weg ins Krankenhaus. Bürgermeister Davis Fisher sagte vor der Presse, der Fall werde von der Staatsanwaltschaft untersucht. Nach Bekanntwerden des Vorfalls bewarfen aufgebrachte Demonstranten Polizisten in der Nacht mit Steinen und Flaschen. Im ganzen Stadtzentrum gab es Brände. Der Polizei lagen darüber hinaus Berichte über Plünderungen vor. Sie sperrte das Viertel ab und überflog das Areal mit Hubschraubern. Mindestens sechs Polizisten, ein Feuerwehrmann und vier Journalisten wurden nach Behördenangaben verletzt.
Das Präsidialamt in Washington bemühte sich nach Angaben eines Sprechers um eine genaue Lageeinschätzung seitens der Stadtverwaltung von St. Petersburg. In den USA finden am 5. November Präsidentschaftswahlen statt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen