Kommentar (vgl. Seite 23): Publikum weiß mehr
■ Boulevard und Kunst kein Gegensatz
Da gibt es im Bremer Theater das Stück „Kunst“, in dem ein großes weißes Bild der Anlaß ist für allerlei amüsante Querelen und Wortgefechte über Kunst und Freundschaft, die sich drei moderne Männer auf der Bühne liefern. Ein Stück über Männerfreundschaft also, bei dem das zeitgenössische monochrome weiße Bild an der Wand eigentlich eine Nebenrolle spielt.
So hat es die französische Autorin Yamana Raza zur Freude auch des Bremer Publikums angelegt. Doch eben diesem traut der Direktor des Museums Weserburg, Thomas Deecke, wohl nicht genügend Differenzierungsvermögen zu. „Kunst“ ist „kunstfeindlich“ meldet er sich zu Wort, weil es das Vorurteil gegen die moderne bildende Kunst schüre. Immerhin: Er heizt damit eine interessante und wichtige Diskussion zwischen darstellender und bildender Kunst an.
Soweit, so gut.
Ärgerlich ist es aber dann, wenn er den ZuschauerInnen unterstellt, sich auf Kosten der Kunst zu amüsieren, die er in der Weserburg ausstellt. So dumm, Herr Deecke, ist auch das Bremer Publikum nicht. Es ist durchaus in der Lage, sich am Samstag in einem „Boulevard“-Stück köstlich zu vergnügen, auch über ein schlichtes weißes Tuch, und sich am Sonntag in der Weserburg der anstrengenden modernen Kunst zu widmen.
Beate Hoffmann
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