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■ Nach den Amateur-Boxmeisterschaften hofft der DABV auf Kooperation mit Profis

Riesa (taz) – In Stein geschlagen, gibt ein Bankinstitut in der Fußgängerzone von Riesa der Welt folgenden Rat: „Was du nicht allein vermagst, dazu verbinde dich mit anderen, die das gleiche wollen.“ Kurt Maurath wähnt sich dabei, den Rat zu beherzigen. Zwölf „Leitlinien“ hat der Verband eben in schweißtreibender Kopfarbeit erstellt, „ich glaube“, sagt der Präsident des Deutschen Amateur-Boxverbandes nun, „daß es zu Vereinbarungen mit den Profis kommen kann“.

Daß nach den nationalen Titelkämpfen von Riesa keine weiteren Verluste zu befürchten sind, ist allerdings auch nicht gerade eine gute Nachricht. Es sind schlicht kaum Kämpfer mehr über, die den Unternehmen Sauerland und Kohl die Hallen füllen könnten. Der Höhepunkt der samstäglichen Finalkämpfe war der Sieg des Halbschwergewichtlers Torsten Bengtson über den Ex-Europameister Dirk Eigenbrodt. Dazu kommt der elften Titel von Mittelgewichtler Sven Ottke. Doch der ist auch schon 29.

Der Rest? Im Westen tut sich kaum mehr etwas, die Hoffnungen ruhen auf der einstigen DDR- Schmiede Schwerin (drei Titel), den Bemühungen in Brandenburg und neuerdings Sachsen, die noch mit dem Know-how der „guten alten Boxschule der DDR“ (Maurath) arbeiten.

Die Erfolge bei WM 95 und Olympia hat das Innenministerium mit der Beförderung in die Förderklasse 1 belohnt. Bis Sydney 2000 sind die Gelder somit gesichert. Doch die, die es möglich gemacht haben, der Weltmeister Lunka, die Bronzemedaillengewinner Krasniqi und Ullrich, waren in Riesa nicht mehr dabei. Demnächst unterschreiben sie einen Profivertrag, da hätte eine etwaige Niederlage störend sein können. Verletzungen kamen ihnen zupaß.

Die Boxer, die das Weitermachen möglich machen sollen, sagt der Chefbundestrainer Helmut Ranze, „sind ja bereits da“. Das heißt nun nicht, daß er sie bereits aufzählen kann, es heißt nur, daß „nicht von irgendwoher“ noch welche kommen könnten.

Es war nicht alles trist in Riesa. Der ambitionierte Bürgermeister Köhler hatte den Boxern eine Veranstaltung organisiert, die den alten Kämpen Hoffnung macht. Eröffnung und Finaltag waren ausverkauft, Meat Loaf trällerte vom Band, im Schein der Kameras fand sich Axel Schulz ein. So könnte das doch werden, wenn in Zukunft Amateure bei Profis boxen und umgekehrt. Mit dem Promoter Klaus-Peter Kohl hat man letzte Woche geredet. Der sponsert DABV-Kampfrichter und Jugendturniere, der sehe ein, sagt Maurath, „daß wir aus der gleichen Quelle schöpfen“. Das heißt: ohne Amateure keine Profis. Allerdings hat Kohl auch einen großen Vertrag mit dem Deutschen Sport- Fernsehen. Er braucht noch dringender als Boxer komplette Veranstaltungen. Wilfried Sauerland, den anderen wichtigen Box-Promoter, kennt Maurath bisher nur „vom Händeschütteln“.

Der Superschwergewichtler Marcel Beyer (19) reist dieser Tage mit den deutschen Junioren zur WM nach Havanna. Den Flug zahlt Sauerland. Beyer hat einen Vorvertrag und trainiert bei Ulrich Wegner in Köln. Beyer soll als Amateur reifen, bis seine Zeit kommt. Für Ranze macht das nur Sinn, wenn sichergestellt ist, daß er bis nach einem Großereignis Olympia planen kann. Doch was wird, wenn Sauerland ein Jahr davor dringend einen Kämpfer braucht? Wird er an die Förderstufe des DABV denken? Und daran, daß die Quelle vollends versiegen könnte? Ohne „entsprechende Förderstufe“, sagt Maurath, „können wir den Betrieb zumachen“. Im Mai muß er erst einmal seine Kollegen davon überzeugen, die Wettkampfordnung zu ändern: Die verbietet den Amateuren offiziell, mit Profis auch nur zu trainieren. Peter Unfried

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