■ Vorschlag
: Gelungenes Experiment: Das Jugendtheaterstück „Zone Blau“

Die Erde im 23. Jahrhundert: die Menschen werden durch Computerkontrollsysteme in Schach gehalten und manipuliert. Leben ist nur noch in Zonen möglich. Die kostbare Mangelware heißt Wasser. Für sie wird betrogen, gekämpft und getötet. Das Jugendtheater Gaukelstuhl hat in „Zone Blau“ das Umweltthema Wasserknappheit als negative Utopie auf die Bühne gebracht. Die blaue Zone, das sind zwei hohe, mit rotbraunem Stoff bespannte Quader, dazwischen drängen sich Bildprojektionen, mal Steinwüste, mal Wasser.

An einem Block drückt sich der in schwarzem Gummi gekleidete Dila (Friedrich Scheler) herum. Er will seinen eigenen Urin als Wasser verkaufen. „Rache“, flüstert da Thekla (Texa Farina), und schon ist sie über die Bühne gehuscht. Die machtgierige Emily (Susan Klaffer) im weißen Raumanzug spricht mit einem imaginären Computer. Er enthüllt Theklas wahre Identität als eine Art Untergrundkämpferin. Gemeinsam mit dem kriminellen Dila wird sie von Emily erpreßt. Mein etwa 13jähriger Sitznachbar wippt begeistert auf dem Stuhl, schreit Igitt, als Thekla mit Spucke Emilys Schuhe putzt, ist von Dilas Michael-Jackson-Hodengriff begeistert und stöhnt genervt, als zum x-ten Mal eine monotone Off-Stimme ertönt: „Hier spricht das Info-Radio. Nachrichten für die Zone Blau.“

Eine neues Thema bearbeitet „Zone Blau“ nicht, aber als Experiment ist das Stück gelungen. Die Regisseurin des Gaukelstuhltheaters, Angelika Schaudt, hat sich mit ihrer neuen Produktion weit in die Abstraktion gewagt. So wie das äußerst sparsame Bühnenbild (Wiebke Horn) sind auch die Dialoge reduziert, um der Bewegung Platz zu schaffen. Die chilenische Tänzerin Texia Farina räumt während des gesamten Spiels die Quaderkörper hin und her, baut aus ihnen Zufluchtsorte, aber auch Gefängnisse. Mit den Armen zeichnet sie nach, was der Zuschauer nie zu sehen bekommt – Wasser. Ihre kreisenden Bewegungen sind ein starker Kontrast zu den videoclipartigen Szenen. Eine ästhetische Annäherung an die Viva- und MTV-Generation, sagt Angelika Schaudt. Marilina Kolvenbach

Bis 20. 12., Di.-Fr. 10.30 Uhr, Gaukelstuhl, Schönhauser Allee 165