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Verein will die U-Bahn retten

Was nervt, wo es klemmt – die besseren Bahnbürger sind in die Tiefe gegangen. Sie haben zehn Schwachstellen im Untergrundnetz der BVG analysiert  ■ Von Jens Rübsam

Wenn Dietrich von Bose früh zur U-Bahn geht, fängt der Tag schlecht an. Die Bahn kommt zu spät oder zu früh. Wenn er sie erwischt hat, muß er auf verdreckten Sitzen Platz nehmen und auf verschmierte Wände schauen.

Kommt er am Ernst-Reuter- Platz an, kriegt er regelrecht Zustände. „Das ist Berlins schlimmster U-Bahnhof.“ Baulich katastrophal, schlechte Aufgänge – Dietrich von Bose will nur die größten Mängel nennen. Weil das alles nicht sein müsse, weil früher alles besser war, ist der 65jährige dem Verein „Bürger für bessere Bahnen“ beigetreten. Gestern stellten sie ihr Konzept vor: „So wird die U-Bahn attraktiv.“

Im Sekundentakt rast Vereinsvorsitzender Norbert Gronau durch die Hitliste der U-Bahn- Mängel. Ganz oben steht der Punkt „verpaßte Anschlüsse“ und darunter das Beispiel U9. „Die Bahn fährt am Rathaus Steglitz regelmäßig zwei Minuten zu spät los. Da können Sie die Uhr nach stellen.“ Die Folge: An der Osloer Straße, dem U-9-Zielbahnhof, müssen Umsteiger auf die U8 neun Minuten warten. Unter Punkt drei der Hitliste werden „Unzureichende Taktdichte und kurze Züge“ und das Beispiel U7 genannt. „Im Berufsverkehr zwischen Berliner Straße und Grenzallee kommt es täglich zu grauenhaften Überfüllungen.“ Die Folgen: Lange Ein- und Ausstiegsszeiten und Fahrplanunregelmäßigkeiten. Und weiter geht's mit Punkt sechs der Hitliste: „Unzureichender U-Bahn-Nachtverkehr“. Um 0.11 Uhr beispielsweise kommt am Bahnhof Zoo der Intercity aus Zagreb an, um 0.16 Uhr fährt die letzte U2 Richtung Vinetastraße. „Was glauben Sie, wie viele Fahrgäste das schaffen?“ Überhaupt die U2. Statt diese Linie nachts durchfahren zu lassen, wo doch in Prenzlauer Berg und Mitte das Nachtleben tobe, würden andere Nachtlinien dorthin fahren, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. „Nur weil es vor der Wiedervereinigung so war, daß die U9 und die U15 durchfahren, ist es jetzt auch noch so.“ Die BVG, schimpft Norbert Gronau, habe nicht die Zeichen der Zeit erkannt. Insgesamt werden in der Mängelhitliste zehn Schwachstellen aufgezeigt.

Beim Meckern will es der Vereinsvorsitzende nicht belassen. Vorschläge nennt er, beispielsweise die Aufspaltung der U7 in zwei Linien. Seine Idee: Die U7 fährt im 10- oder 5-Minuten-Takt zwischen Richard-Wagner-Platz und Rudow, die neue U71 zwischen Rathaus Spandau und Grenzallee. „Auf dem stark belasteten Mittelabschnitt zwischen Berliner Straße und Grenzallee würde sich im Berufsverkehr ein 2,5-Minuten-Takt ergeben“, sagt Gronau.

Nachtrag: Eine von der BVG selbst duchgeführte Kundenbefragung ergab jetzt: Jeder zehnte Fahrgast ist mit den Leistungen der BVG unzufrieden. Als ein Grund werden die unflexiblen Fahrpläne genannt.

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