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Königreich für premiere

■ Leo Kirch verhandelt mit Canal+ über den deutschen Abosender

Die Münchner Kirch-Gruppe strebt eine umfassende Einigung mit Frankreichs Pay-TV-Marktführer Canal+ an, bei der eine Interessensaufteilung im europäischen Pay-TV im Mittelpunkt steht. Bei einer Einigung könnte es im umkämpften deutschen Pay- TV-Sender premiere zu einer Machtverschiebung kommen – hin zu Kirch.

Nach Informationen der taz verhandeln beide Seiten über eine neue Aufteilung der europäischen Pay-TV-Märkte, auf denen sie gemeinsam vertreten sind. Durch die vor wenigen Monaten angekündigte Fusion der Franzosen mit der Nethold-Gruppe des südafrikanischen Kirch-Partners Johan Rupert sitzen Kirch und Canal+ einerseits in Italien und Spanien in einem Boot (nämlich bei den dort von Silvio Berlusconi mit Hilfe von Kirch und Rupert gegründeten Pay-TV-Sendern Telepiú und Tele5), andererseits machen sie sich im spanischen Königreich gegenseitig Konkurrenz, wo Canal+ einen Ableger betreibt.

Kirch hat nach taz-Informationen den Franzosen angeboten, sich aus dem spanischen Markt zurückzuziehen, wenn er im Gegenzug die freie Hand in Italien bekommt. Canal+-Sprecherin Soline Delos dementierte jedoch gestern, daß solche Verhandlungen stattfinden.

Da es Kirch vornehmlich um premiere geht, ist auch noch eine andere Variante denkbar: Schon im Zuge der Schmiergeldermittlungen gegen Berlusconi wurde spekuliert, daß sich Kirch aus seinen einst mit Berlusconi und Rupert abgemachten (Schein-)Beteiligungen in Italien und Spanien zurückziehen wolle. Dies könnte Kirch nun Canal+ anbieten, um im Gegenzug eine Abmachung bei premiere zu erreichen.

Dort hat Kirch mit seinem 25-Prozent-Anteil bislang nur eine Minderheitsposition, während Bertelsmann und Canal+ jeweils 37,5 Prozent halten. Kirchs Ziel ist es, bei premiere bald eine stärkere Position einzunehmen: „Wir wollen die Führung bei premiere“, lassen Kirch-Vertreter schon einmal hinter vorgehaltener Hand wissen.

Kirchs Druckmittel sind seine Filmrechte. Denn mit der Exklusivausstrahlung von Filmhits wie „Forrest Gump“ steht und fällt der Erfolg des Senders. Auf der anderen Seite braucht Kirch premiere als Zugpferd für sein fehlgestartetes Digital-TV DF1, schließlich hat er sich in den USA für mehrere Milliarden Filmrechte gesichert. Die Zuschauerzahlen, die Kirch seinen US-Partnern zusicherte, hat zur Zeit nur der Hamburger Pay- TV-Sender (1,3 Millionen Abonnenten), nicht aber Kirchs DF1, das immer noch klar unter den von Kirch behaupteten 10.000 Beziehern liegt.

In den Verhandlungen über premiere blockieren sich Bertelsmann und Kirch zur Zeit gegenseitig: In der vergangenen Woche trafen sich die Gesellschafter vor Gericht. Canal+ und Bertelsmann hatten ihren Partner Kirch verklagt, auf DF1 keine sogenannten Premium-Filme zu zeigen. Zwar verloren sie den Streit durch ein Fristversäumnis, legten aber mit einer Schadenersatzklage von 35 Millionen nach.

Kirch selbst will das premiere- Angebot über seine digitale Plattform DF1 und deren „d-Box“ ausstrahlen – ferner spekuliert er auf die lukrative Abonnentenverwaltung, einen höheren Geschäftsanteil und einen eigenen Geschäftsführer.

Auch das Interesse von Canal+ an premiere ist unverändert groß. Durch ein tête-à-tête mit Kirch könnten die Franzosen ihren Ex- Partner Bertelsmann zwingen, die Blockade in den Verhandlungen durch Zugeständnisse an Kirch zu lösen – oder auch sich enger an die Canal+-Linie zu halten. Auf der anderen Seite versucht Kirch, Bertelsmann und Canal+ weiter zu entzweien. Lutz Meier

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