„Der Kunde will sich was Schönes gönnen“

■ Ulf Willecke, Geschäftsleiter Personal im KaDeWe Berlin, setzt auf Erlebniseinkäufe

taz: Herr Willecke, der Ladenschluß ist gefallen. Ist das für Sie ein historisches Datum?

Ulf Willecke: Das ist ein wichtiges Datum. Damit verlängert sich die Einkaufszeit für unsere Kunden zu der Zeit, wo sie verstärkt einkaufen wollen, nämlich ab dem Nachmittag.

Ab dem Nachmittag kommen die meisten Kunden?

Diese Bestätigung haben wir zum langen Donnerstag bekommen. Wir haben die Bestätigung auch am Samstag um 14 Uhr bekommen, als die Kunden sich ausgeladen fühlten. Und wir bedauern ein bißchen, daß wir am Samstag nur bis 16 Uhr öffnen können.

Welche Arbeitszeiten haben die Verkäuferinnen künftig?

Wir teilen unsere Mitarbeiter auf der Basis einer Viertagewoche ein. Wir haben mit den Teilzeitkräften die entsprechende Erweiterung ihrer Arbeitszeit besprochen, der eine ist bereit, der andere nicht. Wir werden darüber hinaus noch Mitarbeiter einstellen, die auf Basis von drei Tagen nachmittags von 13 bis 20 Uhr und dann noch an zwei Samstagen im Monat tätig werden.

Angenommen, der Umsatz am Abend wird schwach. Macht das KaDeWe dann an einigen Abenden wieder zu?

Wir werden sicherlich gucken, wieviel Kunden im Haus sind, dafür sind wir Kaufleute. Derzeit meinen wir aber nicht, daß das an irgendeinem Tag eine negative Entwicklung nehmen wird. Die Einkaufsentscheidung wird ja auch ganz anders.

Inwiefern?

Die Kundin, die heute bis 18.30 Uhr unter Zeitdruck vielleicht noch ein wertiges Kostüm ausgesucht hat, die hat vielleicht von einem Kauf dann doch Abstand genommen. Weil sie gesagt hat, nein, das ist mir zu kurzfristig, ich will da jetzt nicht 1.200 Mark ausgeben. Das wird jetzt natürlich etwas anders. Deshalb sind wir überzeugt, daß wir Vorteile haben werden.

In welchen Abteilungen erwarten Sie den größten Andrang?

Der Bekleidungsbereich ist dafür ein klassischer Bereich. Bekleidung kauft man ja nicht, weil man nichts zum Anziehen hat, sondern weil man sich was Schönes gönnen will. Auch der Kunde, der sich neu einrichten will und in unsere Gardinenabteilung geht, wird einen ganz anderen Zeitraum haben, das Richtige auszusuchen. Der Kundenandrang hat bei uns auch mit der 6. Etage, mit den Verzehrständen zu tun. Es ist eine Sache der Freizeitgestaltung, hier ins Haus zu kommen und sich einen schönen Nachmittag oder einen schönen Abend zu gönnen.

Das ist dann der sogenannte Erlebniskauf am Abend?

So sehen wir das. Interview: Barbara Dribbusch