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Zuviel Lärm im Hansezelt

■ Gemütlichkeit mit Sternenhimmel leidet am Freimarkt-Remmidemmi

„Ich übergeb mich jetzt mal - an den Kollegen!“ Disc-Jockey Schabba-Heinz gibt sein bestes im Hansezelt auf dem Freimarkt. Problem: Man merkt dem Mann mit den silbernen Hosenträgern an, daß er schon 14 Nächte auf dem Buckel hat. Immer witzig geht halt nicht.

Trotzdem: Schabba-Heinz erfüllt seinen Zweck. Da wird Walzer auf 80er Jahre Hits wie Daddy Cool getanzt. Und ein Pärchen um die 60 hat einen Heidenspaß und legt eine heiße Sohle bei Elvis aufs Parkett. Kurzum: Im Hansezelt „boxt der Papst im Kettenhemd. Ischa Freimaak“, sagt Mark N.

Der 32jährige Banker ist schon zum dritten mal hier im Hansezelt auf der Bürgerweide. Es ist inzwischen 22 Uhr, die Stimmung auf dem Höhepunkt. Mark ist mit 13 Kollegen da - Betriebsausflug. Und was Banker für einen Höllenlärm verursachen können, daß stellen die Jungs seit Stunden unter Beweis. Bei Marianne Rosenberg rasten sie förmlich aus. „Du gehörst zu mir, wie mein Name an der Tür“ - sie können's auswendig mitgrölen. Genauso wie die übrigen 500 Seelen vor der Bühne.

Aber das Hansezelt hat noch mehr zu bieten, als Bier und Bühne. „Dann könnte man schließlich auch ins Bayernzelt gehen“, verrät Banker Mark. „Hier kann ich einen trinken, gut essen und abtanzen. Das hat was. Genau wie die Einrichtung.“ Eine gewisse Gemütlichkeit und Geborgenheit soll die vermitteln. Sagt zumindest Zeltchefin Trudi Renoldi. Und ein bischen stimmt's auch. Wenn der Wind am mit Sternchen übersähten Zeltdach zaust, scheinen sie zu funkeln. Die verschiedenen Stände sollen ein Dorf darstellen. Auch die Bäume in ihren riesigen Kübeln haben was von open air. Zumindest wenn das Zelt nicht rappelvoll mit kreischenden Fans von Schabba-Heinz ist.

Aber der Hit unterm hanseatischen Kunst-Sternenhimmel ist das Topaz. Die Macher von dem Bremer Restaurant kümmern sich um volle Mägen im Hansezelt. Denn: Eine Grundlage braucht der Mensch. Wie verrückt schuften die drei Köche in der provisorischen Küche. Trotzdem schmeckt's gut. Auch die Mischung stimmt. Von Tafelspitz über Steak und Hamburger bis hin zu Rotbarschfilet oder geräuchertem Lachs gibt es eine große Auswahl für ein Bierzelt. „Gepflegt essen aber trotzdem Freimarktatmosphäre“, das versucht Chefin Holle Schmidt inmitten des Trubels unterzubringen. Und das an 270 Plätzen. „Das schlaucht“, sagt sie. Grund: Sie kellnert mit.

Was sie stört, ist die laute Musik. „Das muß sich beim nächsten Mal ändern, wir wollen weiter von der Bühne weg“, sagt sie. Trudi Renoldi gibt ihr Recht. „Wir wollen zwar Remmidemmi in der Halle haben. Aber beim Essen muß man sich unterhalten können.“ Nur was soll sie machen, wenn Mark, seine 13 Kollegen und die anderen 500 „lauter, lauter“ schreien. „Ansonsten ist unser Konzept voll aufgegangen. So kann's bleiben im nächsten Jahr.“

Dann sollen auch wieder die Renner von „Halle fünf“, die Schampus- und die Cocktail-Bar, mit ins Zelt. „Die Brasilianerinnen mixen die Piña Coladas eben ganz anders als eine Bremerin“, schwärmt Trudi Renoldi.

Fazit: Das Hansezelt ist ist keine schlechte Idee. Zumal die gute, alte „Halle fünf“, wo man bis zum frühen morgen spachteln konnte, abgerissen wurde. Im Moment ist das ganze aber weder Fisch noch Fleisch. Die Gemütlichkeit leidet an der Bühne. Beim Steak-Essen wird man von zwei Seiten beschallt. Schampus paßt irgendwie nicht zur Neuen Deutschen Welle und Bier gibt's auch im Bayernzelt. Darum: Die beste Zeit fürs Hansezelt ist dieses Jahr noch bis 21 Uhr. Da gib's Freimarktatmosphäre plus Gemütlichkeit unterm Sternenhimmel. Danach wird es zu laut.

P.S. Bei soviel Sternen am Himmel fragt man sich doch: Wo ist denn der große, strahlende Mond geblieben? Jeti

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