: Bis heute diskriminiert
■ Schmalz-Jacobsen fordert Bleiberecht für ehemalige DDR-Vertragsarbeiter
Berlin (AFP) – Die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, Cornelia Schmalz-Jacobsen (FDP), hat ein dauerhaftes Bleiberecht für die in Deutschland verbliebenen 15.000 DDR-Vertragsarbeiter verlangt. Den letzten jener Menschen, die bis Ende der achtziger Jahre aus sozialistischen Ländern wie Vietnam und Mosambik nach Ostdeutschland gekommen waren, solle sieben Jahre nach der Wende aus humanitären Gründen eine gesicherte Existenz in der Bundesrepublik ermöglicht werden, sagte sie gestern bei der Vorstellung einer Studie über die Geschichte der Vertragsarbeiter. Sie frage sich, „wie lange wir diese spezielle Erblast der DDR noch unnötigerweise mit uns herumschleppen wollen“.
Schmalz-Jacobsen verwies darauf, daß die Vertragsarbeitnehmer schon zu DDR-Zeiten vielfältigen Diskriminierungen ausgesetzt gewesen seien und in Ostdeutschland unter weitaus schlechteren Bedingungen lebten als die Gastarbeiter in der alten Bundesrepublik. So seien in der DDR ausländische Arbeiterinnen zumeist in ihre Heimat zurückgeschickt worden, wenn sie schwanger wurden und ihr Kind zur Welt bringen wollten. Heute seien die ehemaligen Vertragsarbeitnehmer deshalb benachteiligt, weil für die Erteilung einer dauerhaften Aufenthaltsberechtigung die Jahre des Aufenthalts in der DDR nur zur Hälfte angerechnet würden. Zudem würden heute die Vietnamesen, wegen einzelner Mafiagruppen, pauschal als Kriminelle abgestempelt.
Der Autor der Studie, Andreas Müggenburg, betonte, daß die DDR-Vertragsarbeiter oft unter unzureichenden Bedingungen in Wohnheimen gelebt hätten und Tätigkeiten verrichten mußten, die bei Deutschen unbeliebt gewesen seien. Obwohl die Vertragsarbeitnehmer nach Deutschland geholt worden seien, um die ökonomische Situation zu verbessern, seien sie in den DDR-Medien häufig für den Niedergang der dortigen Wirtschaft verantwortlich gemacht worden.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen