: Britannien und die USA werden neu verdrahtet
■ British Telecom kauft MCI für 33 Milliarden Dollar – die Konkurrenz zittert
Dublin (taz) – British Telecom (BT) wird den US-Telekommunikationskonzern MCI übernehmen. Das gaben die beiden Unternehmen gestern Mittag bekannt und versetzten die Telekom-Branche damit weltweit in Aufruhr. Durch die strategische Fusion entstehe „ein Kommunikations-Kraftwerk mit 43 Millionen Kunden in 72 Ländern“, freute sich MCI-Chef Bert Roberts. Sein Unternehmen ist die Nummer zwei auf dem US- Markt der Fernverbindungen. Das neue Unternehmen wird umgerechnet mehr als 60 Milliarden Mark Umsatz im Jahr machen und ist – gleichauf mit der Deutschen Telekom – die drittgrößte Telefongesellschaft der Welt. Nur AT&T in den USA und die japanische NTT-Gruppe sind größer.
BT-MCI werden unter dem Namen „Concert“ operieren, in Großbritannien jedoch weiterhin als British Telecom. Beide Unternehmen entsenden Leute in die Firmenleitung, den Aufsichtsratsvorsitz werden sich Roberts und BT-Chef Iain Vallance teilen. Als die Verhandlungen über den Deal am Freitag durchsickerten, schossen die MCI-Aktien um mehr als fünf Dollar in die Höhe, bevor der Handel ausgesetzt wurde.
British Telecom, die vor zwölf Jahren privatisiert wurde, muß rund 33 Milliarden Mark für die restlichen MCI-Aktien hinblättern. 1993 hatte man bereits 20 Prozent erworben. Um das Kartellamt zu beruhigen, ist BT möglicherweise bereit, die Anteile an Rupert Murdochs News Corporation zu verkaufen, die MCI in die neue Firma einbringt. Es geht dabei um 13,5 Prozent. „Die Murdoch-Aktien sind kleine Fische, wenn man es mit der strategischen Bedeutung des Deals vergleicht“, meinte ein BT-Sprecher. MCI hat die Anteile am Pay-TV- und Zeitungsimperium von Murdoch voriges Jahr erworben, als man versuchte, ein weltweites Unterhaltungs- und Informationsnetzwerk aufzubauen.
Zwar hat MCI bei Murdoch kein Stimmrecht, aber das Vorkaufsrecht, sollte sich die Murdoch-Familie von ihrem Anteil trennen wollen. Das bedeutet, daß BT mit der Übernahme von MCI auch Rechte in den Schoß fallen, die zumindest in Großbritannien den Wettbewerb praktisch ausschalten würden. Wenn eine Labour-Regierung BT wie erwartet die Genehmigung erteilt, über ihre Telefonleitungen Filme zu senden, hätte man den digitalen Fernsehmarkt, in den Murdoch gerade Milliardensummen investiert, fest im Griff: British Sky Broadcasting, zu 40 Prozent in Murdochs Besitz, könnte als Anbieter auf BTs Verteilernetz zurückgreifen. Und in den USA gehört das Schwesterunternehmen American Sky Broadcasting mit 150 Sendern je zur Hälfte Murdoch und MCI.
Bei der Vorstellung einer Kooperation zwischen BT und MCI bekommt die Konkurrenz weiche Knie. AT&T wäre einer der großen Verlierer und hat angekündigt, die MCI-Übernahme zu bekämpfen. „Wir gehen davon aus, daß unsere Regierung diese Fusion von einer bedingungslosen Öffnung des britischen Telekommunikatiosmarktes abhängig macht“, gab AT&T in einer Presseerklärung bekannt. Bei einer ausländischen Beteiligung von mehr als 25 Prozent an einem US-Unternehmen muß der ausländische Markt für US-Unternehmen offen sein, so schreiben es die US-Gesetze vor. Ralf Sotscheck
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