Mikrowellenkrieg mit dem Ionosphärenheizer

Die Atombombe hat ausgedient, die amerikanischen Militärs setzen anscheinend auf eine neue Waffe: Strahlen aus dem All töten unblutig oder können, wenn der Tod nicht gewünscht wird, das Bewußtsein der Menschen manipulieren  ■ Von Peter Koepf

Auf einem entlegenen Stützpunkt in Alaska, 320 Kilometer nördlich von Anchorage, haben amerikanische Wissenschaftler einen Wald von Antennen aufgebaut. 360 Masten, 24 Meter hoch, ragen auf einem Gelände von 20 Hektar gen Himmel. HAARP („High Frequency Active Auroral Research Project“) heißt das Projekt, und die Militärs, die es betreuen, hüllen sich in Schweigen.

Nach jahrelangen Recherchen glauben Jeane Manning und Nick Begich nun, das Puzzle komplett zu haben: HAARP, so legt ihr unglaublicher Report nahe, ist ein gigantisches Rüstungsprojekt.

HAARP ist, so ihr Ergebnis, ein riesiger Ionosphärenheizer. Er soll gebündelte, gepulste Hochfrequenzstrahlen von mindestens zehn Milliarden Watt in die Ionosphäre schießen und sie damit aufladen oder aufheizen und sogar verschieben. In einer Betriebsstunde entspricht dies der Energie der Hiroshima-Bombe. Durch komplizierte physikalische Vorgänge werden modifizierte Strahlen zur Erde zurückgeschickt. Die Experimentatoren hoffen auf eine bis zu tausendmal größere Energiemenge als die eingeimpfte. Der Menschheitstraum rückt näher, die Sonne wird angezapft. Doch der Ionosphärenheizer, so warnen Kritiker, schieße gigantische Löcher in die Ozonschicht und in die Ionosphäre, die uns vor kosmischen Strahlen schützen.

Das Patent gehört heute der amerikanischen Rüstungsfirma Raytheon, ein Konzern mit Milliardenumsatz. US-Militärs hatten schon 1984 die Vision, mit Hilfe von elektromagnetischen Pulsen einen „unblutigen Krieg“ führen zu können, der „in den Augen der internationalen Gemeinschaft sicher eher tolerierbar“ wäre, wie Luftwaffenmajor Norman II. Ruotanen schrieb. Es werde „auch ein gegen Menschen gerichteter Einsatz erwogen, beispielsweise mit sehr leistungsfähigen Mikrowellensystemen“.

Die neue Wunderwaffe könnte dazu benutzt werden, Menschen in einem ausgedehnten Gebiet zu betäuben oder zu töten. Elektronische Schaltkreise können, wie mit der Atombombe, zerstört werden. Computer spielen, wenn sie nicht abgeschirmt sind, verrückt. Marschflugkörper können außer Gefecht gesetzt werden. Die von der Ionosphäre zurückgeworfene Strahlung macht es möglich, unterirdische Bunker, Nuklearanlagen, Öllagerstätten und Tunnel zu lokalisieren. Gleichzeitig kann HAARP die eigene Region gegen die Beobachtung von Satelliten abschirmen. Der Atomkrieg wird durch den Mikrowellenkrieg ersetzt.

Durch das HAARP-Projekt würden extrem langwellige Schwingungen zur Erde zurückgestrahlt, Pulse von 10 bis 20 Hertz, eventuell von unter ein Hertz, wie es heißt. Diese Frequenzen entsprechen denjenigen, die das menschliche Hirn dominieren. Durch Stimulation von außen mittels elektromagnetischer Schwingungen, so Manning und Begich, „kann das Gehirn in einen Frequenzgleichklang mit dem externen Signalgenerator versetzt oder in Phase mit ihm gebracht werden“. Gezielt können so theoretisch chemische Prozesse im Gehirn ausgelöst werden, die Angst, Lust, Niedergeschlagenheit oder Zuneigung entstehen lassen, das ganze Spektrum unserer Empfindungen. Potentiell ist HAARP damit das größte und mächtigste Instrument zur Gehirn- und Bewußtseinsmanipulation. Die unsichtbare Waffe könnte – und dies wird ernsthaft erwogen – auch gegen die eigene Bevölkerung eingesetzt werden, etwa gegen Terroristen oder Drogenhändler.

Diese Option klingt unglaublich. Doch in einer politischen Richtlinie von 1994 erklärt das Verteidigungsministerium: „Die Richtlinien schließen in innenpolitischen Konfliktsituationen den militärischen Einsatz nichtletaler Waffen als rechtsstaatliches Mittel nicht aus.“ Eine nicht näher benannte Spezialeinheit empfiehlt, der Angriff solle heimlich erfolgen, „damit die Betroffenen nicht wissen, woher der Angriff kommt oder daß ein solcher Angriff überhaupt stattfindet!“ Wer die neue Technik beherrscht, hat die Macht – möglicherweise über die ganze Erde.

Schon Jimmy Carters einstiger Berater Zbigniew Brzezinski hatte 1979 vor einer „kontrollierten und gelenkteren Gesellschaft“ gewarnt. Eine Elite könne „ihre politischen Ziele mit Hilfe der neuesten Verfahren zur Beeinflussung und Überwachung der Bürger“ verwirklichen. Manning und Begich meinen, es finde ein „Krieg gegen die Demokratie“ statt. „Wir stehen an der Schwelle zur ,schönen, neuen Welt‘.“

Den Teufel, den Begich und Manning an die Wand malen, wollen nicht alle sehen. Das Max- Planck-Institut für Aeronomie (MPI) in Lindau/Harz habe die gleichen Versuche vor Jahren bereits abgeschlossen. Das US-Projekt, so Professor Schlegel, sei zwar ein militärisches, die Autoren würden aber fürchterlich übertreiben. „Was die sich aus den Fingern saugen, ist völlig unhaltbar.“ Natürlich wolle das Militär einiges ausprobieren. Auch die Kommunikation von U-Booten könne gestört werden. Aber es gebe nur begrenzte Anwendungsmöglichkeiten. Der Spiegel und die Zeit nannten die Autoren unter Berufung auf das MPI „Hysteriker“, die „Löcher im Oberstübchen“ hätten. 1995 hatte der Spiegel das Projekt noch unter der Überschrift „Globaler Vandalismus“ bekannt gemacht. Die Frage bleibt: Warum sollten die US-Militärs Millionen in die bloße Wiederholung eines Projekts stecken?

Jeane Manning und Nick Begich: „Löcher im Himmel. Der geheime Öko-Krieg mit dem Ionosphärenheizer HAARP“. Aus d. Amerik. v. Götting, Pesch, Sieber, Zillgitt. Zweitausendeins, Frankfurt am Main 1996, 370 Seiten, 30 DM