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: Überdurchschnittlich öde

„37 Grad: Das bewegte Paar“, Dienstag, ZDF, 22.15 Uhr

„Eight days a week“ wollten die Beatles in den Sechzigern noch geliebt werden; in den Achtzigern begnügte sich Trio schon mit einem Bruchteil dessen: „Sunday you need love, monday be alone“. Ein Trend?

13 von 100 Paaren haben eine Wochenendbeziehung, erfahren wir von Rita Döbbe in ihrer Dokumentation über „bewegte Paare“. Tendenz steigend oder fallend? Das erfahren wir nicht.

Statt dessen sehen wir Manuela und Holger auf einem Sofa sitzen und über ihr Liebesleben reden: „Da muß man stark sein.“ Und erst der sexuelle Leidensdruck: „Am Anfang haben wir gedacht, wir müssen jetzt miteinander ins Bett, nur weil Samstag ist.“ Dann haben sie gemerkt: müssen sie ja gar nicht. Dann fährt Holger Mountainbike und Manuela ins Fitneß-Studio, wir sehen beide an ihren Arbeitsplätzen. Dem Zuschauer schlafen derweil die Füße ein. Aber nicht genug mit einem Durchschnittspaar, es werden schließlich drei.

Immerhin: Das letzte Pärchen hat ein Kind, und der Mann entfernt sich nicht nur berufsbedingt wochentags 250 Kilometer von seiner Familie; er braucht die Trennung, weil er nie gelernt hat, seine Probleme mit anderen zu teilen. Doch statt hier nachzufragen, tummelt sich die Sprecherin lieber auf Gemeinplätzen: „Einer leidet immer mehr unter der Einsamkeit als der andere. Eifersucht plagt solche Paare überdurchschnittlich häufig.“ Gähn!

Wenn Rita Döbbe demnächst einen Film über „Wohngemeinschaft“ macht (vermutlich unter dem originellen Titel „Unter einem Dach“), dann teilt sie uns wahrscheinlich mit, daß „die Küche dort überdurchschnittlich unordentlich“ ist und daß einer sich immer „mehr um Klopapier kümmern muß als der andere“. „Das bewegte Paar“, das wäre ein prima Titel für eine neue deutsche Verwicklungskomödie mit Katja Riemann und Til Schweiger. Langweiliger könnte die auch nicht werden.

Bisher zeichneten sich die „37 Grad“-Reportagen immer durch den besonderen Blick auf das Alltägliche aus. Diesem Film fehlt dieser originelle Zugang leider. Zu wörtlich hat Rita Döbbe das Motto der ZDF-Dokumentation genommen: 37 Grad – keine Spur von erhöhter Temperatur, statt dessen Lauwarmes, anspruchslos präsentiert. Hätten wir uns vielleicht doch lieber auf dem Dritten den „Leihopa“ angeschaut, da lief nämlich die letzte Folge. Stefan Kuzmany